Technik

Ab ins Depot

Vom Truck in die "Home-Base" des Schadstoffgedächtnisses

Blick in den High-Tech-Lagerraum mit Kryotanks © Bernd Müller

Nachdem die Probenahme im Technologiehof in Münster abgeschlossen ist und alle Proben sicher im Kühltank verstaut sind, steuert der Fahrer den 40-Tonner mit seiner kostbaren Fracht zur Bunkeranlage. Während der Bio-Truck in den letzten Monaten bei dem Spezialfahrzeughersteller Bisehoff und Scheck im badischen Rheinmünster allmählich Gestalt annahm, hat sich auch dort viel getan. Aus der zuvor finsteren Halle machten Arbeiter einen Hightech-Lagerraum – hell, fast klinisch sauber und durchzogen von zahlreichen Leitungen für die Versorgung der Probentanks mit flüssigem Stickstoff.

Nachdem der Truck an der Anlage eingetroffen und sicher vor dem schweren Tor abgestellt ist, machen sich die Forscher um Daniel Schmitt und Dominik Lermen daran, die frischen Blut- und Urinproben in den Bunker zu bringen. Auf Knopfdruck springt das Dieselaggregat in dem Fahrzeug an, und der Sattelauflieger wird leise surrend auf doppelte Breite ausgefahren. Vor der Tür zur Ladefläche des Wagens schiebt sich eine Treppe aus der Wand, über die die Fraunhofer-Forscher in das mobile Labor gelangen.

Die Fraunhofer-Forscher schieben den schweren Kryotank vom Truck ins Depot © Bernd Müller

Tank-Transfer bei minus 151 Grad

Dort lösen sie den Tank mit den Proben aus seiner Befestigung und schieben ihn auf eine Plattform, die am Heck des Trucks ausgeschwenkt ist. Damit lassen sie den Tank sanft zu Boden. Anschließend rollen die Männer das zentnerschwere Gefäß in den Bunker und schließen es an eine der Stickstoff-Leitungen an. Ein Messgerät, das mit einem Temperatursensor im Tank verbunden ist, zeigt minus 151 Grad Celsius. Ein kurzer Blick in den Bauch des Kühlcontainers bestätigt: Die Proben haben den Transport gut gekühlt und unbeschadet überstanden.

In den nächsten Monaten wird sich der Lagerraum nach und nach weiter füllen: mit Tanks, die alte Proben enthalten, und mit neuen Proben, die die Forscher mit dem Labor-Truck gesammelt haben. „Bis 2040 ist im Bunker genug Platz“, sagt Dominik Lermen. Dann wird das deutsche Schadstoffgedächtnis fast 60 Jahre in die Vergangenheit zurückreichen – und ist damit noch lange nicht am Ende. Ein zweiter Bunker, direkt gegenüber der jetzt genutzten Anlage, ist schon für die Zeit nach 2040 als Lagerraum für die Umweltprobenbank des Bundes angemietet.

  1. zurück
  2. |
  3. 1
  4. |
  5. 2
  6. |
  7. 3
  8. |
  9. 4
  10. |
  11. 5
  12. |
  13. 6
  14. |
  15. 7
  16. |
  17. 8
  18. |
  19. weiter

Ralf Butscher (Text)/ Bernd Müller (Fotos)
Stand: 31.05.2013

Keine Meldungen mehr verpassen – mit unserem wöchentlichen Newsletter.
Teilen:

In den Schlagzeilen

Inhalt des Dossiers

Unterwegs im rollenden Labor
Ein einzigartiger Truck als Labor der Zukunft

Links zum Thema
Mehr über das Labor der Zukunft im Web

Außen LKW, innen Labor
Ein Forschungs-Werkzeug der neuen Art

Wie alles begann…
Zwei Forscher und ein ehrgeiziger Plan

Ein Gedächtnis für Schadstoffe
Der erste Einsatz für die Umweltprobenbank des Bundes

Blut, Urin und viele Fragen
Die Probennahme und -verarbeitung im Labor-Truck

Ab ins Depot
Vom Truck in die "Home-Base" des Schadstoffgedächtnisses

Schnelle Hilfe gegen Grippe und Aids
Einsatzmöglichkeiten des neuen Labor-Trucks

Diaschauen zum Thema

News zum Thema

Teamwork gegen Benzol
Mikrobielle Arbeitsgemeinschaft trägt zum Abbau des Umweltschadstoffs bei

Weichmacher schuld an Übergewicht und Diabetes?
Hormonelle Schadstoffe könnten zu Fettleibigkeit und Insulinresistenz führen

Umweltschadstoffe lösen Parkinson aus
Krankheitsrisiko durch Trichlorethylen bis zu sechsfach erhöht

Mit 40.000 Blutproben gegen Grippe & Co.
Internationales Projekt erforscht Ursachen von geschwächter Abwehr

Dossiers zum Thema

Nanopartikel - Die unsichtbaren Helfer und ihre Schattenseiten