Nachdem die Probenahme im Technologiehof in Münster abgeschlossen ist und alle Proben sicher im Kühltank verstaut sind, steuert der Fahrer den 40-Tonner mit seiner kostbaren Fracht zur Bunkeranlage. Während der Bio-Truck in den letzten Monaten bei dem Spezialfahrzeughersteller Bisehoff und Scheck im badischen Rheinmünster allmählich Gestalt annahm, hat sich auch dort viel getan. Aus der zuvor finsteren Halle machten Arbeiter einen Hightech-Lagerraum – hell, fast klinisch sauber und durchzogen von zahlreichen Leitungen für die Versorgung der Probentanks mit flüssigem Stickstoff.
Nachdem der Truck an der Anlage eingetroffen und sicher vor dem schweren Tor abgestellt ist, machen sich die Forscher um Daniel Schmitt und Dominik Lermen daran, die frischen Blut- und Urinproben in den Bunker zu bringen. Auf Knopfdruck springt das Dieselaggregat in dem Fahrzeug an, und der Sattelauflieger wird leise surrend auf doppelte Breite ausgefahren. Vor der Tür zur Ladefläche des Wagens schiebt sich eine Treppe aus der Wand, über die die Fraunhofer-Forscher in das mobile Labor gelangen.
Tank-Transfer bei minus 151 Grad
Dort lösen sie den Tank mit den Proben aus seiner Befestigung und schieben ihn auf eine Plattform, die am Heck des Trucks ausgeschwenkt ist. Damit lassen sie den Tank sanft zu Boden. Anschließend rollen die Männer das zentnerschwere Gefäß in den Bunker und schließen es an eine der Stickstoff-Leitungen an. Ein Messgerät, das mit einem Temperatursensor im Tank verbunden ist, zeigt minus 151 Grad Celsius. Ein kurzer Blick in den Bauch des Kühlcontainers bestätigt: Die Proben haben den Transport gut gekühlt und unbeschadet überstanden.
In den nächsten Monaten wird sich der Lagerraum nach und nach weiter füllen: mit Tanks, die alte Proben enthalten, und mit neuen Proben, die die Forscher mit dem Labor-Truck gesammelt haben. „Bis 2040 ist im Bunker genug Platz“, sagt Dominik Lermen. Dann wird das deutsche Schadstoffgedächtnis fast 60 Jahre in die Vergangenheit zurückreichen – und ist damit noch lange nicht am Ende. Ein zweiter Bunker, direkt gegenüber der jetzt genutzten Anlage, ist schon für die Zeit nach 2040 als Lagerraum für die Umweltprobenbank des Bundes angemietet.
Ralf Butscher (Text)/ Bernd Müller (Fotos)
Stand: 31.05.2013