Heyerdahl erweist sich in der Folge als echter Medienprofi und es gelingt ihm das Kon-Tiki-Abenteuer geschickt zu vermarkten. Sein Tagebuch „Kon-Tiki Ekspedisjonen“ (Kon-Tiki – Ein Floß treibt über den Pazifik) erscheint schon bald nach Ende der Reise und wird nach und nach in mehr als 60 Sprachen übersetzt. Es verkauft sich blendend und macht ihn aller finanziellen Sorgen ledig. Die Zeiten, wo er sich wie bei Kon-Tiki für seine Vorhaben Geld borgen muss, sind ab jetzt für immer vorbei. Für den Dokumentarfilm zur Reise gibt es 1952 sogar den Oscar der Traumfabrik aus Hollywood.
Und noch eines hat Kon-Tiki bewirkt: Von jetzt an sind bei jedem neuen Vorhaben Heyerdahls zahllose Kameras und Mikrophone auf ihn gerichtet und jedes Statement geht per Bild oder Ton um die ganze Welt.
Auch wenn er die Öffentlichkeit mit Kon-Tiki hinter sich gebracht hat, die von einem Nobody blamierte wissenschaftliche Welt zeigt ihm weiter die kalte Schulter. Weil nicht sein kann, was nicht sein darf, spricht sie seinen Expeditionsergebnissen jegliche Bedeutung ab. Der angesehene polynesische Gelehrte Sir Peter Buck bewertet Kon-Tiki sogar abfällig als „nettes Abenteuer, das aber doch unmöglich als wissenschaftliche Expedition bezeichnen kann“.
Auch Robert von Heine-Geldern tritt Heyerdahl in den folgenden Jahren als großer Widersacher gegenüber. Der studierte Ethologe, Archäologe und Linguist liefert sich mit dem bekennenden Naturliebhaber Heyerdahl zahlreiche heftige Dispute über die Besiedlung Polynesiens. Anhand von archäologischen Belegen versucht von Heine-Geldern darzulegen, dass die Völkerwanderung nur von Südostasien aus stattgefunden haben könne.
Auf dem Großen Amerikanisten Kongress 1951, zu dem beide Forscher eingeladen sind, eskaliert die Situation und es kommt zu hitzigen und lauten Wortduellen, aus denen letztlich keiner als Sieger hervorgeht.
Von der auf ihn herabprasselnden Kritik unbeeindruckt, bringt Heyerdahl in den folgenden Jahren seine Sicht der Dinge in dem 800 Seiten dicken Wälzer „American Indians in the Pacific“ zu Papier. Er scheut sich auch nicht, weiterhin – wie beim 1952 stattfindenden 4th International Congress of Anthropologists and Ethnologists in Wien – mit seiner Theorie vor Fachpublikum aufzutreten.
Danach macht er sich daran, das größte Manko seiner Theorie zu beseitigen und geht auf die Suche nach Beweisen für seine Sicht der Dinge. Bei der Planung der ersten größeren Expedition nach Kon-Tiki fällt seine Wahl schließlich auf die Galapagos-Inseln.
Heyerdahl organisiert und leitet die Norwegian Archaeological Expedition, die 1952 aufbricht, um die vorkolumbianischen Spuren auf den Galapagos-Inseln näher zu untersuchen. Eine Inka-Flöte und Tonscherben von mehr als 100 Keramikstücken, die später auf die Vor-Inka-Zeit datiert werden, bilden die wichtigste Ausbeute des Unternehmens. Für Heyerdahl sind sie ein sicheres Indiz dafür, dass die mehr als 1.000 Kilometer von der Küste entfernt liegenden Inseln schon früh von den (Ur-) -Einwohnern Perus über das Meer besucht wurden.
Stand: 01.01.2003