Bis zum 24. August 2006 war die Sache klar: Das Sonnensystem hatte neun Planeten. Doch während Kinder in der Schule noch Eselsbrücken zum Aufzählen der neun lernten, schwelte hinter den Kulissen längst der Konflikt. Denn spätestens seit der Entdeckung der transneptunischen Objekte und der Plutinos war klar, die alte astronomische Definition reichte nicht mehr aus. Bisher war ein Planet im Prinzip nur dadurch definiert, dass er sich vor dem Hintergrund der Sterne um die Sonne bewegte. Jetzt aber gab es plötzlich viele hundert Himmelskörper, die diese Bedingungen erfüllten.
Zwölf oder acht Planeten?
Bis zur 26. Vollversammlung der Internationalen Astronomischen Union (IAU) in Prag diskutierten die Astronomen erbittert. Einige von ihnen befürworteten eine Erweiterung der Definition und damit auch der Anzahl der Planeten auf zwölf. Dann wären neben Pluto auch Plutomond Charon, der transneptunische Himmelskörper Eris und der Asteroid Ceres, der zwischen Mars und Jupiter kreist, in den Planetenstatus erhoben worden.
Andere Astronomen plädierten jedoch für restriktivere Regeln – und ein Streichen des Pluto aus der Planetenliste. Am Ende der Debatte setzten sich schließlich die Vertreter der strengen Fraktion durch. Die zweieinhalbtausend Wissenschaftler einigten sich in ihrer Abstimmung auf folgende neue Kriterien: Planeten waren von nun an alle Himmelskörper,
– die erstens in einer kreisnahen Bahn ein Zentralgestirn umrunden und dabei nicht selber Sterne sind,.
– die zweitens ausreichend Masse haben, um durch ihre eigene Schwerkraft eine annähernd kugelförmige, hydrostatisch ausgeglichene Gestalt anzunehmen,
– und die drittens während der Entwicklung des Sonnensystems ihre Umgebung von anderem kosmischen Material freigeräumt haben.
Aus für Pluto
Für den Pluto war diese Entscheidung das Ende seiner Laufbahn als Planet. Denn er erfüllte zwar die ersten beiden Kriterien, bei der dritten haperte es jedoch. Denn weil er erst nachträglich „eingefangen“ wurde, hatte er seine Bahn nicht selbst von Gesteinstrümmern und Protoplanetenteilen gesäubert. Er war ja viel weiter außen im Kuipergürtel entstanden.
„Mit acht Planeten zu leben und in Zukunft den Pluto außen vor zu lassen – das wird für viele unserer Zeitgenossen zunächst sicherlich etwas ungewohnt sein“, erklärte Tilman Spohn, Direktor des Instituts für Planetenforschung am Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) in Berlin-Adlershof nach der IAU-Sitzung. „Aber im Grunde ist die Definition von Planeten der IAU weitgehend gut nachzuvollziehen – und daher ist es auch schlüssig, den seit seiner Entdeckung 1930 lieb gewonnenen Pluto mit seinem Mond Charon nicht länger zu den eigentlichen Planeten zu zählen, sondern ihm und seinen Verwandten eine eigene Klasse zuzuordnen.“
„Mit diesen Kriterien wurden doch deutliche Grenzlinien gezogen, wenn auch das dritte Kriterium letzte Klarheit vermissen lässt“, so Spohn weiter. „Durch die immer ausgefeiltere Beobachtungstechnik werden schon in naher Zukunft sicher noch eine ganze Menge weiterer Körper jenseits des Neptun entdeckt werden, die aber eigentlich zu einer ganz anderen Klasse von Körpern des Sonnensystems gehören – und die ja nun mit den ‚Zwergplaneten‘ auch ihre Einordnung bekommen haben.“
Stand: 20.02.2009