Für Voyager 1 beginnt schon nach seinen Vorbeiflug am Saturn im Jahr 1980 ein ganz neuer Abschnitt seiner Mission: Die Schwerkraft des Ringplaneten katapultiert die Raumsonde aus der Bahnebene der Planeten heraus. Damit lässt Voyager die Sphäre der Planeten, Monde und sonstigen Himmelskörper endgültig hinter sich. Sein Kurs verläuft nach Norden und damit nach oben aus der Bahnebene heraus.
Das „Familienportrait“
Im Jahr 1990 blickt Voyager 1 ein letztes Mal zurück – und schießt eines der berühmtesten „Familienportraits“ der Astronomie. Zu diesem Zeitpunkt ist die Sonde knapp sechs Milliarden Kilometer von der Erde entfernt und fliegt 30 Grad oberhalb der Ebene der Planeten. Das verleiht ihr eine einzigartige Perspektive, aus der sie alle Planeten des Sonnensystems mit einem Kameraschwenk erfassen kann.
„Ich wusste, dass die Erde viel zu klein erscheinen würde, um Details auszumachen“, erinnert sich der Astronom Carl Sagan, der damals die Idee zu diesem „Selfie“ hatte. „Unser Planet wäre nur ein winziger Lichtpunkt, nicht einmal einen Pixel groß. Aber gerade ein solches Bild könnte uns unseren Platz im Kosmos in die richtige Perspektive rücken.“
Und tatsächlich: Zwar sind Merkur und Mars wegen Blendeffekten der Sonne nicht zu erkennen, aber Venus, Erde, Jupiter, Saturn, Uranus und Neptun sind im Bildmosaik sichtbar. Es ist das erste Foto unseres Sonnensystems von außen. Der Anblick unseres Heimatplaneten inspiriert Sagan zu seinem berühmten Ausspruch: „Ein blasser blauer Punkt – wie ein Staubkorn, das in einem Sonnenstreif schwebt.“ Nach diesem letzten Rückblick auf seine Heimat wird die Kamera von Voyager 1 abgeschaltet – um Energie zu sparen.
Hinaus in die fernen Weiten
Für Voyager 2 heißt es im Jahr 1989 ebenfalls Abschied zu nehmen von den Planeten und Monden des Sonnensystems. Nach letzten Bildern der zarten Neptunringe und der Monde Triton, Proteus, Despina und Larissa lenkt die Passage des Neptun seine Flugbahn nun südlich aus der Bahnebene der Planeten heraus. Damit beginnt nun auch für diese Voyager-Sonde das zweite große Abenteuer – der Weg in die interstellaren Weiten.
Doch schon was die beiden Raumsonden bis dahin erkundet und entdeckt haben, hat unser Bild des Sonnensystems für immer gewandelt. „Ich glaube, kaum eine Mission kann sich mit den Leistungen der Voyager-Sonden in ihren vier Jahrzehnten der Erkundung messen“, sagt Thomas Zurbuchen von der NASA. „Sie haben uns zuvor unbekannte Wunder des Universums gezeigt und die Menschheit dazu inspiriert, unser Sonnensystem immer weiter zu erkunden.“
Nadja Podbregar
Stand: 18.08.2017