Zur „Frontfrau“ der Edelsteinmedizin im mittelalterlichen Europa jedoch stieg die heilige Hildegard von Bingen (1098 – 1179) auf. Noch heute berufen sich viele Esoterikfans in aller Welt auf ihre Schriften, wenn es um die medizinische Wirkung von Steinen geht und die Rezepte, wie diese von Menschen optimal genutzt werden können.
In ihrem Werk „Physica“ fasste die erste deutsche Ärztin das damalige Wissen über die Entstehung und die magische Kräfte der Steine zusammen und verband dieses mit ernährungs-„wissenschaftlichen“ Überlegungen zu ihrer ganz spezifischen Klostermedizin.
Hildegard war jedoch nicht nur berühmt für ihre Heilkünste, auch ihre musikalische Begabung sorgte in Kirchenkreisen für großen Respekt. Schon zu Lebzeiten stand sie deshalb mit kirchlichen und weltlichen Herrschern in engem brieflichen Kontakt.
1147 gründete Hildegard von Bingen schließlich auf dem Rupertsberg bei Bingen ihr eigenes Kloster, wo sie mit ihren Schwestern schnell damit begann Kranke zu behandeln. Bis Mitte des 12. Jahrhunderts gab es viele dieser klösterlichen Medizinzentren. Kuriert wurden dort in erster Linie Mitbrüder oder -schwestern, aber auch Pilger und andere Siechende.
Auch in Hildegards Medizin ging die magischen Kräfte der Edelsteine auf Gottes Schaffen zurück. Er selbst hatte in den Mineralen die heilende Wirkung angelegt, um die leidende Menschheit zu kurieren und sie dadurch Gott näher zu bringen. Sie glaubte fest daran, dass die Steine deshalb sogar vom Teufel gemieden wurden. Hildegard selbst hielt sich lediglich für ein Werkzeug Gottes, der ihr diese Medizin und ihre Rezepte und Methoden offenbart hatte.
Den Anwendungsmöglichkeiten von Edelsteinen und Metallen waren in der Hildegardschen Lehre kaum Grenzen gesetzt. Um die volle Wirkung zu entfalten, sollten ihrer Meinung nach die angeblich heilenden Bausteine der Erde mit Speichel befeuchtet (Amethyst), erwärmt (Achat) oder je nach Krankheit in Wasser, Bier, Wein, Schaf- oder Kuhmilch (Bernstein) eingelegt werden.
Die so behandelten Steine wurden anschließend nicht nur als an Ketten getragen oder aufgelegt sondern auch gelutscht oder seltener in Pulverform eingenommen. In ihren Rezepten ließ sie die Kranken aber auch den Sud und die Essenzen trinken, welche die heilbringenden Kräfte und die Energie der Steine in sich aufgenommen hatten.
Stand: 04.11.2002