Im Vergleich zu vielen anderen Tieren hat der Mensch eine lange Lebensspanne. Während etwa manche Insekten nur wenige Tage alt werden, leben wir im Schnitt um die 80 Jahre. Mitunter erreichen einzelne Personen sogar ein Alter von über 100 Jahren – der Rekord liegt derzeit bei 122. Doch selbst diese Bestleistung ist nichts im Vergleich zu den wahren Methusalems der Erde.
Uralte Meeresbewohner
Ein prominenter Vertreter dieser Langlebigen im Tierreich ist die Galapagos-Riesenschildkröte. Diese gepanzerten Reptilien werden oftmals zwischen 150 und 180 Jahre alt und damit deutlich älter als wir Menschen. Es gibt aber auch Tiere, die sogar mehrere hundert oder tausend Jahre alt werden können.
Der Grönlandhai (Somniosus microcephalus) beispielsweise erreicht ein Alter von mindestens 400 Jahren, wie Forscher herausgefunden haben. Damit könnten diese in den kalten Gewässern des Nordatlantiks heimischen Fische die langlebigsten Wirbeltiere der Welt sein. „Sie übertreffen in ihrer Lebensdauer selbst die Grönlandwale, die gut 200 Jahre alt werden können“, erklären Julius Nielsen von der Universität Kopenhagen und seine Kollegen.
Ein Schwamm hält den Rekord
Auch das wahrscheinlich mit Abstand älteste Tier auf unserem Planeten ist ein Meeresbewohner: Der Riesenschwamm Anoxycalyx joubini lebt am Grund des antarktischen Ozeans und sieht aus wie ein blassgelber bis weißer Kegel. Forscher schätzen, dass dieser tierische Organismus 10.000 Jahre alt wird.
Ausgewachsene Exemplare können einen Durchmesser von einem Meter erreichen und zwei Meter hoch werden. Bis sie so groß sind, benötigen die Schwämme allerdings lange. Denn sie haben einen außergewöhnlich langsamen Stoffwechsel – womöglich den langsamsten aller Tierarten. Studien haben gezeigt, dass Anoxycalyc joubini nur phasenweise und abhängig vom Nahrungsangebot wächst. Unter bestimmten Bedingungen legt die Art innerhalb mehrerer Jahrzehnte überhaupt nicht an Körpergröße zu.
Zeitlupen-Leben als Geheimnis?
Genau dieses Leben in Zeitlupe könnte eines der Geheimnisse langlebiger Tiere sein. Denn einer gängigen Theorie nach läuft die Lebensuhr in Stoffwechseleinheiten ab. Eine Reduktion der Stoffwechselrate führt bei einer Spezies demnach dazu, dass diese Uhr langsamer läuft und sich die Lebenszeit verlängert.
Vieles spricht zudem dafür, dass die Gene die Grundlage dafür legen, wie schnell und wie lange die biologische Uhr tickt. So haben Forscher beim Grönlandwal zum Beispiel bestimmte Besonderheiten im Erbgut festgestellt, die mit seiner Langlebigkeit in Zusammenhang zu stehen scheinen – sie haben mit der Zellteilung, der Erbgutreparatur, Krebs und Alterungsprozessen zu tun.