Schimpansen ernähren sich zum überwiegenden Teil vegetarisch: Früchte und Blätter stehen ganz oben auf ihrer Speisekarte, aber auch Blüten, Samen, Nüsse und Honig. Hin und wieder essen Schimpansen jedoch auch Fleisch. In Gruppen gehen sie auf die Jagd nach Buschschweinen, Buschböcken und Blauduckern, einer kleinen Waldantilopen-Art.
Stummelaffen as Lieblingsbeute
Im Taï-Nationalpark sind jedoch Colobus-Stummelaffen ihre Lieblingsbeute: 95 Prozent der Jagdzüge gelten diesen meist auf Bäumen lebenden Affen. Diese extreme Spezialisierung auf ganz bestimmte Beute hängt wahrscheinlich auch mit den speziellen Umweltbedingungen in diesem Waldgebiet zusammen. So leben die Buschschweine im Taï-Park in größeren Gruppen zusammen und können sich so besser verteidigen.
Im Schnitt gehen die Taï-Schimpansen sogar alle drei Tage auf Jagd. Meist sind es die Männchen, die zu Jagdzügen aufbrechen. Aber auch Weibchen jagen durchaus erfolgreich. Manchmal dauert die Jagd bis zu 40 Minuten, dann haben die Tiere entweder ihre Beute erwischt oder die Jagd wird abgebrochen. Um die flinken Stummelaffen zu fangen, haben die Schimpansen ausgefeilte Strategien entwickelt. Jedes Tier hat bei der Jagd eine bestimmte Aufgabe: Einige treiben dabei die Beute in die Arme ihrer im Hinterhalt versteckt wartenden Artgenossen. Je mehr Tiere deshalb an einer Jagd teilnehmen, desto erfolgreicher ist meist das Unternehmen.
Sex gegen Fleisch
Dabei müssen sie ihre Strategie an ihren jeweiligen Lebensraum anpassen. Christophe Boesch und seien Kollegen haben beobachtet, dass sich das Jagdverhalten von Wald- und Savannen-Schimpansen unterscheidet. Waldschimpansen sind die Spezialisten unter den Jägern: Jedes Tier übernimmt eigene Aufgaben bei der Jagd. Sie jagen in größeren Gruppen und suchen sich gezielt erwachsene Beutetiere aus. Außerdem teilen sie häufiger die Beute als ihre Artgenossen in der Savanne.
Schimpansen teilen in der Regel nur mit Verwandten. Manchmal geben Männchen aber auch nicht verwandten Weibchen Fleisch ab. Ihre Großzügigkeit ist aber offenbar nicht ganz selbstlos: Denn die jagenden Männchen bekommen nämlich Sex gegen Fleisch, wie Cristina Gomes, ebenfalls vom Leipziger Max-Planck-Institut, herausfand. So können Männchen ihre Aussichten auf Nachkommen erhöhen. Die beschenkten Weibchen wiederum bekommen mehr zu essen ohne Energie in die Jagd zu stecken oder Jagdrisiken einzugehen.
Harald Rösch / Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie
Stand: 03.05.2013