Bei den ersten Planungen war man davon ausgegangen, dass das Große Weltraumobservatorium, wie es damals noch hieß, in periodischen Abständen vom Shuttle zur Erde zurückgebracht werden sollte, um hier die Wartung durchzuführen. Bei einem weiteren Start hätte man das Teleskop dann in den Weltraum zurücktransportiert. Diese Idee wurde aber schon bald als zu aufwändig fallen gelassen. Für jede Service-Mission wären zwei der teuren Shuttle-Flüge notwendig gewesen.
Schließlich wurde Hubble dafür ausgelegt, etwa alle zweieinhalb bis drei Jahre von Astronauten inspiziert zu werden. Die sollten zum einen das Teleskop stets mit der neuesten Technik ausstatten und zum anderen regelmäßig Verschleißteile wie die extrem wichtigen, aber auch hochempfindlichen Lagekontrollkreisel ersetzen. Außerdem wird der Shuttle auch dafür benötigt, die Bahn regelmäßig anzuheben. Das Hubble-Teleskop ist sehr groß, und es bewegt sich in nur etwa 550 Kilometern Höhe. Doch selbst in dieser Höhe gibt es immer noch genügend Luftteilchen, um das Teleskop langsam, aber sicher abzubremsen.
Vier Wartungsflüge fanden insgesamt statt, der letzte im März 2002. Heuer wäre eigentlich der nächste fällig gewesen. Zwei der sechs Kontrollkreisel sind inzwischen ausgefallen; versagt jetzt nur noch ein weiterer, wird es kritisch.
Hubble war von Beginn an extrem vom Shuttle abhängig. Zunächst gab es die schon erwähnte mehrjährige Startverzögerung durch den Absturz der Raumfähre Challenger. Hubble war ja schon 1985 fertig gestellt worden und sollte 1986 gestartet werden. Und dann kam es vor zwei Jahren zur Columbia-Katastrophe. Den Verantwortlichen, allen voran dem inzwischen ausgeschiedenen Nasa-Administrator Sean O’Keefe, erschien der Einsatz des Shuttles für Wartungsflüge zum Teleskop nun mit einem Mal viel zu gefährlich.
Hubble vor dem Aus?
Hubble befindet sich auf einer Bahn mit einer Neigung von 28,5 Grad zum Äquator. Tritt hier ein Schaden an den Hitzekacheln der Raumfähre auf, so wie vor zwei Jahren bei der Columbia, dann ist der „Nothafen“ Raumstation unerreichbar, denn die kreist auf 51,6 Grad Inklination. O’Keefe schlug deshalb eine robotische Wartungsmission vor. Allerdings wäre eine solche hochkomplex und in der verbleibenden Zeit wohl nicht auf die Beine zu stellen. Zeit wird zu einer knappen Ressource, denn wenn die Lagekontrolle nicht mehr funktioniert, dann kann Hubble auch nicht mehr eingefangen werden. Weder von einem Roboter noch von den Astronauten des Shuttles; ein trudelndes Raumfahrzeug mit dieser Masse ist kaum unter Kontrolle zu bringen.
Fakt ist: Unter den Bedingungen der „Nach-Columbia-Ära“ ist den Nasa-Managern das Weltraumobservatorium mit seinen Wartungsansprüchen lästig, und die Forderung, es aufzugeben, wird immer lauter. Wie aber sag ich’s meinem Kinde? In der Wissenschaftsgemeinde wie in der breiten Öffentlichkeit ist das Teleskop gleichermaßen beliebt. Die Methode der Wahl: die Öffentlichkeit langsam auf das Ende von Hubble vorbereiten.
Stand: 06.05.2005