Aber auch unabhängig von der – unbegründeten – Angst vor Autismus machen sich viele Eltern Sorgen, dass die vielen Impfungen im frühen Kindesalter ihr Kind und seine Immunabwehr überfordern könnte – und ihm so Schaden zufügen. Gerade Mehrfachimpfstoffe wie die Masern, Mumps, Röteln (MMR)-Impfung könnten, so fürchten viele, schlicht zu viel des Guten auf einmal sein. Impfgegner schüren diese Ängste oft noch, indem sie den Impfungen die Schuld an den in den letzten Jahrzehnten zunehmenden Allergien geben.
Weniger Antigene als im normalen Alltag
Ist da vielleicht doch etwas dran? Nein, sagen die Experten des Robert-Koch-Instituts (RKI) dazu. Denn entscheidend für die Belastung des Immunsystems ist die Zahl der sogenannte Antigene – der Oberflächenproteine von Erregern, auf die die Immunabwehr reagiert und die sie angreift. Und von diesen Antigenen sind in den heutigen Impfstoffen nur noch sehr wenige enthalten. Denn neue Verfahren ermöglichen es, statt des ganzen abgeschwächten oder getöteten Erregers gezielt nur die Antigene auszuwählen und in den Impfstoff zu integrieren, die für eine wirksame Erkennung des Erregers am wichtigsten sind.
„In allen heutigen Schutzimpfungen zusammengenommen finden sich nur 150 Antigene“, heißt es in der Impf-Information des RKI. Früher beinhaltete allein der alte Keuchhusten-Impfstoff rund 3.000 dieser Proteine. Ein noch wichtigeres Argument aber: Das kindliche Immunsystem kommt jeden Tag mit 2.000 bis 6.000 Antigenen und anderen Fremdmolekülen in Kontakt – weit mehr, als in einer Impfung stecken. Wie gut es dies verkraftet, zeigt sich daran, dass diese Eindringlinge meist völlig symptomfrei eliminiert werden.
DDR als Gegenbeweis
Und auch für die Allergie-Sorge gibt es keine Basis: Zum einen ergab eine Auswertung aller zwischen 1966 und 2003 veröffentlichten Studien zum Thema Impfen und Allergierisiko keine Hinweise auf einen Zusammenhang. Zum anderen spricht ein Experiment quasi auf Länderebene dagegen: In der ehemaligen DDR bestand eine Impfflicht, so dass dort fast alle Kinder geimpft waren. Trotzdem gab es unter ihnen kaum Allergien – und deutlich weniger als in Westdeutschland, wo die Impfrate niedriger war. Erst nach der Wende, als die Impfpflicht abgeschafft wurde und auch die Impfraten sanken, nahm auch die Zahl der Allergiefälle in Ostdeutschland zu.
Nadja Podbregar
Stand: 19.07.2013