Den Traum vom energieautarken Haus mit PV-Anlage, Wärmepumpe, Elektroauto und Co. haben sicher schon viele geträumt. Während sich dies meist schwer realisieren lässt, scheint der Traum von der eigenen PV-Anlage inzwischen selbst für Mieter umsetzbar.
Alles, was man braucht, sind etwas Geld und ein gut ausgerichtetes Dach oder einen Balkon. Auch die Kosten für Solaranlagen sinken, während die Preise für Strom seit dem Krieg in der Ukraine steigen. Ist eine eigene Solaranlage also für alle eine gute Investition?
Für wen lohnt sich eine Anlage
Eine Überschlagsrechnung: Ein Einfamilienhaus benötigt etwa eine Photovoltaikanlage mit fünf bis zehn Kilowatt Peak-Leistung. Eine solche Anlage von 8,8 Kilowatt Peak kostet inklusive Montage etwa 13.000 Euro. Auf 20 Jahre gerechnet kostet die selbsterzeugte Kilowattstunde Strom dementsprechend zehn bis 13 Cent. Am Markt hingegen liegen die Preise bei durchschnittlich 40 Cent. Wer Strom von der Photovoltaikanlage auf dem Dach selbst verbraucht, spart also in der Regel 15 bis 20 Cent pro Kilowattstunde.
Anders ist dies allerdings, wenn man den Sonnenstrom nicht selbst nutzt, sondern ihn ins Stromnetz einspeist. Dafür bekommt man nur rund acht bis 15 Cent pro Kilowattstunde. Generell gilt deshalb die Faustregel: Eine Solaranlage für den Eigenbedarf lohnt sich, den Strom am Markt zu verkaufen dagegen eher nicht. Doch natürlich sind die Erträge und Kosten der eigenen Solaranlage auch von anderen Faktoren abhängig. Wer im sonnigen Freiburg eine Solaranlage installiert, hat am Ende mehr Strom als jemand im regnerischen Münster. Auch die Dachausrichtung und mögliche Schattenspender spielen für den Stromertrag eine Rolle.
Wer es genau wissen will, kann seine voraussichtliche Stromausbeute und Kostenbilanz beispielsweise mithilfe eines Online-Rechner ermitteln. Dort gibt man unter anderem Daten zum Gebäude, also Energieverbrauch, Größe und Ort, ein. Außerdem gibt man Daten zur Dachfläche, also mögliche PV-Anlagen-Größe oder Ausrichtung des Daches, an. Der Rechner spuckt einem daraufhin die durchschnittliche Erträge über einen Zeitraum von 20 Jahren aus.
Balkon oder Dach?
Besonders für Mieter lohnt sich eventuell ein Balkonkraftwerk. Denn diese sind im Gegensatz zu Dachanlagen wesentlich einfacher zu installieren – schließlich ist es nur ein Photovoltaikmodul mit integriertem Wechselrichter, das über einen Schuko-Stecker oder zugelassene Spezialstecker mit einer entsprechenden Spezial-Steckdose verbunden wird. Eine Erlaubnis vom Vermieter muss allerdings eventuell trotzdem her.
Doch lohnt sich auch der Stromertrag? Die Mini-PV-Anlagen können jährlich bei Idealbedingungen bis zu 600 Kilowattstunden erzeugen. Die meisten Anlagen liegen allerdings darunter: im Bereich zwischen 350 und 550 Kilowattstunden pro Jahr. Damit ließe sich zwar nicht die komplette Wohnung mit Strom verzogen, aber doch immerhin beispielsweise der Verbrauch eines Kühlschranks decken. Da sich die Anschaffung des Balkonkraftwerks zudem schon nach circa fünf Jahren rechnet, könnten die meisten Mieter mit Balkon zumindest einmal mit dem Gedanken einer solchen Anlage spielen.
Die Ästhetik von Bauwerkintegrierter Photovoltaik
Auch die sogenannte Bauwerkintegrierte Photovoltaik kann bei Neubauten eine Option sein. Hier sind die Solarmodule nicht von außen separat auf dem Gebäude befestigt, sondern in das Gebäude integriert und übernehmen Funktionen wie Wärmedämmung, Wind- und Wetterschutz oder auch architektonische Funktionen.
Ein großer Vorteil der Module: Sie fügen sich durch die Integration in die Fassade optisch in das Gebäude ein – anders als nachträglich auf das Haus gesetzte Solarmodule. So beispielsweise beim Wohnhaus der „GEWOBA Aktiengesellschaft“ in Bremen. Dort gliedern sich hellblau schimmernde Solarpaneele in die Fassade ein und sehen eher aus wie eine Verzierung, weniger als rein funktionale Technik. Für denkmalgeschützte Gebäude gibt es mittlerweile sogar Ziegel mit integrierten Solarpaneelen.
Allerdings sind solche Spezial-PV-Zellen nicht nur wesentlich teurer. Häufig werden für Bauwerkintegrierte Photovoltaik auch Dünnschichtzellen wie Cadmiumtellurid genutzt, da sich die dünnen Schichten einfacher in Fassaden integrieren lassen. Wegen ihrer niedrigen Wirkungsgrade liefern solche Module jedoch weniger Energie. „Bei den Zellen und der PV-Anlage müssen die Verluste weiter gesenkt werden, zum Beispiel durch optimierte Zelldesigns und eine verbesserte elektrische Verschaltung der Zellen und Module“, sagt Frank Ensslen vom Fraunhofer ISE zum Deutschen Architektenblatt.