Offshore-Parks verwandeln Windenergie in Strom, mit Solarzellen bedeckte Dächer speisen Sonnenlicht als Elektrizität ins Stromnetz und Biogasanlagen verwerten zur Stromerzeugung Holz und Abfälle anstatt Kohle, Öl oder Gas. Bis zum Jahr 2025 sollen nach dem Willen der Bundesregierung 45 Prozent des Stroms in Deutschland aus erneuerbaren Energiequellen stammen. Viele Leute beschäftigt jedoch die Frage: Lässt sich unser Strombedarf damit wirklich decken?
Nachhaltige Energiewirtschaft
Ein wiederkehrender Einwand gegen erneuerbare Energien ist, dass der Wind nicht immer gleich stark weht und die Sonne nachts oder bei schlechtem Wetter nicht scheint. Daher, so die Befürchtung, könnten diese Energiequellen die Stromversorgung nicht dauerhaft sicherstellen. Außerdem kostet die Umstellung eine Menge Geld: Neue Anlagen müssen gebaut werden, und neue Leitungen sind nötig, um den Strom von dort auch zu den Verbrauchern zu bringen. Warum also sollte man also die mit der Energiewende verbundenen Kosten, Unsicherheiten und Auseinandersetzungen überhaupt auf sich nehmen?
Das entscheidende Stichwort der neuen Energiequellen ist „erneuerbar“: Die Vorräte an Wind und Sonne werden sich in absehbarer Zeit nicht erschöpfen und Biomasse wächst nach. Bei Kohle, Gas und Erdöl ist das anders: Auch mit neuentdeckten Lagerstätten und fortschrittlichen Fördermethoden lässt sich das unweigerliche Ende dieser fossilen Brennstoffe nur hinauszögern. Bis sich die bislang von der Menschheit verbrauchten Öl- und Kohlereserven auf natürlichem Wege regeneriert haben, dauert es mindestens 50 Millionen Jahre.
Klimaschutz durch erneuerbare Energie
Aber das ist noch nicht alles: Der Verzicht auf die fossilen Brennstoffe senkt auch die ausgestoßene Menge des Treibhausgases Kohlendioxid (CO2) drastisch. Der weitaus größte Teil des Kohlendioxids stammt weltweit aus der Stromproduktion. Aus diesem Grund ist der Wechsel auf erneuerbare Energien ein zentraler Bestandteil des Klimaschutzes.
Das globale Ziel, die durchschnittliche Erderwärmung bis zum Jahr 2100 auf zwei Grad Celsius zu begrenzen, lässt sich durch konsequentes Einsparen von Kohlendioxid noch erreichen, urteilt der Weltklimarat IPCC. Britische Forscher kommen in Rechenmodellen zu dem Ergebnis, dass dazu allerdings der größte Teil der fossilen Reserven ungenutzt im Boden bleiben muss – regenerative Energiequellen sind im Kampf gegen den Klimawandel also dringend nötig.
Weniger Importe, kein Atommüll
Ein weiterer Vorteil: Die klimafreundlichen Stromquellen machen Deutschland unabhängig von importiertem Gas. Nur mit der hierzulande geförderten Braunkohle und den verbliebenen Resten des Steinkohlebergbaus lässt sich unser Strombedarf schon lange nicht mehr decken: Über 80 Prozent der benötigten Steinkohle und des Erdgases werden importiert, beim Erdöl sind es sogar fast hundert Prozent. Die wichtigsten Lieferanten sind Russland, die USA und China.
Und schließlich ermöglichen regenerative Energien auch den Verzicht auf die umstrittene Kernenergie. Nach der Nuklearkatastrophe im japanischen Kernkraftwerk Fukushima beschloss die Bundesregierung, die verbliebenen deutschen Atomreaktoren nach und nach vom Netz zu nehmen. Die letzten drei der acht noch betriebenen Atomkraftwerke sollen demnach im Jahr 2022 den Betrieb einstellen.
Dadurch fallen schließlich auch keine weiteren ausgebrannten Brennelemente aus den Reaktoren mehr an. Deren Zwischen- und Endlagerung führt in Deutschland immer wieder zu heftigen Diskussionen und Auseinandersetzungen. Denn bis heute gibt es keine Antwort darauf, wie und wo der Atommüll am besten zu entsorgen ist.
Ansgar Kretschmer
Stand: 18.09.2015