Das Bild der Geowissenschaften scheint sich heute – wenn auch nur sehr langsam – zu wandeln. Dennoch: So richtig schlagzeilenträchtig sind noch immer allenfalls ihre prominenteren Teilgebiete, wie Klimaforschung oder Katastrophenschutz. Die meisten Forschungen und Ergebnisse von Geowissenschaftlern werden von der Öffentlichkeit nur begrenzt wahrgenommen.
Doch dies war nicht immer so: Gerade die „Forscher der Erde“ haben in der Geschichte immer wieder ganze Weltanschauungen zu Fall gebracht und neue Entwicklungen ausgelöst. Geoforscher wie Abraham Werner, James Hutton, Charles Lyell oder Alfred Wegener haben nicht nur unser heutiges Bild der Erde entscheidend beeinflusst, sondern auch das gesamte naturwissenschaftliche Weltbild geprägt.
Begonnen hat diese Entwicklung schon in der Antike: Dem etablierten und noch Jahrhunderte fortbestehenden Bild einer festen und unveränderlichen Erde setzte der griechische Philosoph und Naturgelehrte Heraklit sein „Panta Rhei“ – Alles fließt, alles verändert sich – entgegen. Damit nahm er eine Erkenntnis vorweg, die mit letzter Konsequenz sogar erst in den 60er Jahren des 20. Jahrhunderts endgültig anerkannt wurde. Dann nämlich, als sich die von Alfred Wegener postulierte Theorie der Plattentektonik endlich durchsetzte.
30 Jahre lang war sie ignoriert und verlacht worden, denn kaum jemand konnte sich vorstellen, dass sich die scheinbar doch so unwandelbare Erde tatsächlich fortwährend änderte, dass Kontinente wanderten, Gebirge wuchsen oder Meere entstanden, wo vorher trockenes Land war. Heute dagegen gehört diese Erkenntnis ganz selbstverständlich zu unserem Weltbild, bildet das Fundament weiterer Theorien und Forschungsrichtungen.
Stand: 20.01.2002