Sie helfen gegen Asthma, Enzymmangel, Allergien, fördern das Immunsystem und verhindern Entzündungen – glaubt man den vollmundigen Lobeshymnen von Lebensmittelbranche und Apotheken, sind Probiotika das reinste Allheilmittel. Kaum ein Joghurt, „Fitness“-Getränk oder neuerdings sogar eine Diätmargarine, die inzwischen nicht mit probiotischer Wirkung werben.
Doch was ist dran am Hype um die probiotischen „Fitmacher“? Hinter dem modisch-wohlklingenden Begriff Probiotika verbirgt sich im Prinzip nichts Neues: Schon seit Jahrhunderten gelten besonders Joghurt, Buttermilch oder bestimmte Käsesorten als besonders gesund. Vor rund 100 Jahren vermutete der russische Mikrobiologe Elie Metchnikoff in den Milchsäurebakterien dieser Produkte die Ursache für die Gesundheit und besondere Langlebigkeit einiger ethnischer Gruppen – ohne dies allerdings beweisen zu können.
Heute werden alle diejenigen Präparate als „Probiotika“ bezeichnet, die das Wohlergehen der normalerweise in unserem Darm lebenden „guten“ Bakterien fördern. Im häufigsten Fall beinhalten sie lebende Kulturen der auch natürlicherweise in Joghurt und fermentierter Milch vorhandenen Milchsäurebakterien, darunter vor allem Lactobacillus und Bifidobacterium. Sie gehören zur Stammbesetzung der „nützlichen“ Untermieter unseres Darms.
Dass unser Wohlergehen unmittelbar von dem unserer Darmbakterien abhängt, merken wir spätestens dann, wenn ihre Balance gestört ist. Haben wir unsere mikrobiellen Mitbewohner durch massive Antibiotika ausgerottet, fehlen uns nicht nur wertvolle Verdauungshelfer, es können sich zudem auch schädliche Bakterien und Pilze ausbreiten. Normalerweise durch die „einheimischen“ Darmbewohner verdrängt und in Schach gehalten, wuchern die Krankmacher jetzt ungestört – Durchfall und andere Darmerkrankungen sind die Folge.