Nachdem die ersten Bauern im fruchtbaren Halbmond die Landwirtschaft als neuen Lebensstil für sich entdeckten, breitete sich diese neue Kulturtechnik schnell immer weiter aus. Innerhalb weniger Jahrtausende übernahmen erst die Bewohner des Mittelmeerraums, dann auch die Mitteleuropäer und die Völker Nordeuropas die Landwirtschaft und die mit ihr verbundenen kulturellen Neuerungen.
Eingewandert statt bloß abgeguckt
Wie sich die bäuerliche Lebensweise verbreitete, ob durch bloße Weitergabe der Ideen oder aber durch direkte Einwanderung von Menschen, die diese Kultur mitbrachten, war lange Zeit umstritten. Inzwischen scheint allerdings klar, dass die jungsteinzeitlichen Bauern selbst nach Europa kamen. Sie importierten dabei nicht nur neue Tier- und Pflanzenarten, wie zum Beispiel Hausrind oder Einkorn, sie lebten auch mit der hiesigen Bevölkerung zusammen, prägten die Kultur und hinterließen ihre Gene.
Denn im Erbgut der heutigen Europäer finden sich neben Erbgut-Anteilen ursprünglicher Wildbeuter und in der Bronzezeit eingewanderten Steppennomaden aus Zentralasien auch beträchtliche Genanteile von frühen Bewohnern des Nahen Ostens. Sie könnten vor rund 9.000 Jahren aus Anatolien und dem Nahen Osten gekommen und über die Inseln der Ägäis weiter nach Europa eingewandert sein.
Nur zögerlich durchgesetzt
Allerdings: Allzu begeistert scheinen die steinzeitlichen Europäer die neumodischen Sitten erst einmal nicht angenommen zu haben. Denn archäologische Funde im westlichen Ostseeraum zeigen, dass die Menschen dort auch 4.000 Jahre nach der Ankunft der ersten Bauern an ihrer traditionellen Lebensweise als Fischer und Sammler festhielten.
Ähnliches zeigen auch Ausgrabungen im heutigen Norddeutschland. Auch hier behielten große Gruppen von Jägern und Sammlern noch lange Zeit ihre angestammte Lebensweise bei. 2013 allerdings entdeckten Archäologen in einem Lager dieser Ertebølle-Kultur Verwirrendes: Unter den Nahrungsresten der Jäger und Sammler fanden sich auch Knochen von Hausschweinen.
Offenbar hielten die Ertebølle-Menschen zwar nichts von der Landwirtschaft, wussten aber das wohlschmeckende Fleisch der domestizierten Tiere ihrer Nachbarn durchaus schon zu schätzen. „Ob diese Menschen diese Hausschweine allerdings durch Tausch, Handel oder aber einfach durch Diebstahl oder Jagd auf unbewachte Herden ihrer Nachbarn bekamen, bleibt unbekannt“, berichten die Forscher.
Nadja Podbregar
Stand: 05.02.2016