In der antiken Stadt Athen besaßen Frauen keine bürgerlichen Rechte. Nur Männern war es beispielsweise gestattet zu wählen oder eine öffentliche Position zu bekleiden. Die Meinung der Frauen und auch ihr Selbstbestimmungsrecht spielten eine geringe bis keine Rolle. So konnten gebürtige Athenerinnen etwa nicht alleine leben, sondern mussten entweder im Hause ihres Vaters, Mannes oder ältesten Sohnes wohnen. Im Todesfall des Ehemannes wurden sie sogar oft von ihm an einen anderen Mann „vererbt“. Außerdem waren Frauen als Aufseherin der Bediensteten und der Kinder weitgehend in die Haushalte verbannt. Zum öffentlichen Leben und zu einer philosophisch-wissenschaftlichen Bildung hatten sie daher keinen Zutritt, auch Bankette und Feste fanden ohne sie statt.

Zugang nur als Stadtfremde
Die einzige Ausnahme bildeten von außerhalb kommende bürgerliche Frauen: Sie unterlagen nicht den strikten gesellschaftlichen Regularien wie die Athenerinnen, waren allerdings zugleich nicht durch das Gesetz geschützt. Einige von ihnen taten es deshalb der Romanfigur „Die Päpstin“ gleich und verkleideten sich als Männer. Beispiele hierfür sind Axiothea von Phlius oder Lasthenia von Mantinea. Sie gaben sich als Männer aus, um an Platons berühmter Akademie zu studieren. Von beiden ist bekannt, dass sie, wie andere Schüler Platons auch, ihre eigenen Lehren entwickelten. Hiervon ist jedoch nichts Schriftliches überliefert. Platons 24 Dialoge oder die Lehren des Aristoteles – eines zeitweiligen Akademie-Schülers – können wir hingegen noch heute lesen.
Eine andere Strategie nicht-athenischer Frauen war es, sich einen einheimischen Mann als Freund und Beschützer zu suchen. Da die Stadt jedoch sehr bedacht auf den Schutz des „reinen Athener Geschlechts“ war, konnte ein Athener Mann mit einer stadtfremden Frau kein Kind zeugen, welches das Bürgerrecht von Athen erhalten hätte. Dies mag ein Grund dafür sein, warum die Milesierin Aspasia von Milet – der Legende nach Frau oder Geliebte des athenischen Herrschers Perikles und Mutter seines Kindes, in der griechischen Komödie als Hetäre – als Prostituierte also – Darstellung findet.

Aspasia – eine einflussreiche Philosophin?
Doch Aspasia, die sich mit Perikles einen mächtigen Beschützer gewählt hatte, scheint dennoch eine einflussreiche Frau gewesen zu sein. Sie gründete eine Art philosophischen Salon, der legendär wurde und den sie nicht nur als Gastgeberin, sondern auch als Philosophin leitete. Außerdem soll sie Initiatorin einer Mädchenschule gewesen sein an der sie selbst unterrichtete. Als Rhetorikerin machte sie sich durch die legendären Reden des Perikles, an denen sie offenbar maßgeblich beteiligt war, einen Namen. Sokrates bezeichnet sie in einem von Platons Dialogen, in denen dieser seine philosophische Lehre darzulegen pflegte als seine Rhetoriklehrerin. Bisweilen wird sogar vermutet, dass die sogenannte „sokratische Methode“ in Wahrheit von ihr stammt. Hierbei handelt es sich um eine philosophische Technik der Argumentation, die gemeinhin dem Philosophen Sokrates zugeschrieben wird.