Esst mehr Insekten! Diesen Slogan verbreiten nicht etwa Survival-Experten oder Vertreter exotischer Regenwaldvölker. Im Gegenteil: Niemand geringeres als die UNO und die Welternährungsorganisation FAO machen schon seit Jahren Werbung für mehr Insekten auf unserem Speiseplan. Die Gründe dafür sind einleuchtend, denn der Verzehr der sechsbeinigen Krabbler hat ziemlich viele Vorteile – für die Umwelt, die globale Nahrungssicherheit und nicht zuletzt auch für unsere Gesundheit.
Effektive Umwandler
Das wichtigste Argument für das Insektenessen ist die weltweite Nahrungsversorgung. Schon jetzt haben Menschen in vielen Regionen der Erde nicht genügend zu essen, weil Landschaft, Klima oder wirtschaftliche Umstände effektiven Pflanzenanbau oder Viehzucht nicht zulassen. Und dies wird sich angesichts von Bevölkerungswachstum und Klimawandel auch in Zukunft nicht bessern: „Im Jahr 2030 müssen bereits mehr als neun Milliarden Menschen ernährt werden, zusammen mit Milliarden von Tieren, die jährlich zur Produktion von Lebensmitteln, für Freizeitzwecke oder als Haustiere gehalten werden“, heißt es bei der FAO.
Die praktische Lösung: Insekten statt Rinder, Schweine oder Geflügel. Denn Insekten benötigen in Relation weniger Futter, um die gleiche Menge an essbarer Nahrung zu produzieren. „Im Durchschnitt können Insekten zwei Kilogramm Futter in ein Kilo Insektenmasse umwandeln, wohingegen Rinder acht Kilo Futter benötigen, um ein Kilo Körpermasse zu produzieren“, rechnet die FAO vor. Der Hauptgrund dafür: Weil Insekten wechselwarme Tiere sind, benötigen sie keine Energie dafür, ihren Körper auf Betriebstemperatur zu halten.
Weniger Ressourcen, weniger Emissionen
Ein weiterer Vorteil: Insekten benötigen keine flächenverschlingenden Weiden oder hochkalorische Nahrungspflanzen. Stattdessen begnügen sich die meisten von ihnen mit pflanzlichen Abfällen oder Kompost als Nahrung. Würde man daher mehr Insekten statt Rinder oder Schweine halten, bräuchte man weniger Anbauflächen für Futtermittel. Nach Angaben des WWF ist der Flächenverbrauch für Insekten selbst im Vergleich zu Geflügelfleisch noch um 50 Prozent geringer. Insektennahrung schafft daher mehr Platz, um Getreide und Co für unsere Ernährung anzubauen.
Positiv ist auch der Effekt für das Klima: Verglichen mit der Erzeugung von 100 Gramm Hühnerfleisch fällt für Lebensmittel aus Insekten nur rund ein Drittel der Treibhausgasemissionen an. Zudem wird für die Produktion von Insektenproteinen weniger Wasser verbraucht als für Rind, Schwein, Huhn und Co. Insgesamt stuft der WWF die Ökobilanz von Insekten als etwas schlechter ein als die von Pflanzen, jedoch deutlich besser als die von Rind, Schwein und Huhn.
Das Umsteigen von klassischem Fleisch auf Insekten könnte daher dazu beitragen, Umwelt und Klima zu entlasten. Gleichzeitig könnte es die Proteinversorgung der wachsenden Weltbevölkerung verbessern. „Insekten sind überall, pflanzen sich schnell fort und besitzen hohe Wachstums- und Futterumwandlungsraten und einen niedrigen umweltbedingten Fußabdruck über ihren gesamten Lebenszyklus hinweg“, so die Welternährungsorganisation. Deshalb ist sie dafür, mehr Insekten als Nahrungsmittel zu nutzen.