Der Angriff Russlands auf die Ukraine am 24. Februar 2022 hat nicht nur politisch eine „Zeitenwende“ eingeläutet. Der sich verschärfende Konflikt des Westens mit der russischen Regierung trifft auch den Energiesektor hart. Kein Wunder: Putins Reich ist nach den USA der zweitgrößte Produzent von Erdgas weltweit – und die meisten Länder Europas sind auf russisches Erdgas angewiesen.

Wie abhängig ist Europa von russischem Gas?
Das gilt auch für Deutschland: Nur rund fünf Prozent unseres Gasbedarfs können wir aus eigenen Quellen decken, den Rest müssen wir importieren. Den größten Anteil hat dabei russisches Erdgas mit rund 55 Prozent im Jahr 2020, 2022 werden es Schätzungen zufolge rund 40 Prozent sein. Der Rest der deutschen Gasimporte stammte 2020 zu 31 Prozent aus Norwegen und zu 12,7 Prozent aus den Niederlanden. Letztere haben ihre Förderkapazitäten jedoch schon weitgehend ausgeschöpft.
In einigen anderen europäischen Ländern ist die Abhängigkeit sogar noch größer: In den baltischen Staaten, in Finnland und bei einigen Ländern des Balkans liegt der Anteil bei mehr als 90 Prozent. Italien bezog bisher rund 46 Prozent seines Erdgases aus Russland. Lange waren diese Abhängigkeiten und die einseitige Ausrichtung der Energieimporte auf den Osten kein Problem. Doch mit den Ukrainekrieg und den sich verschärfenden Konflikten mit Russland hat sich dies geändert.
Für viele Branchen noch unverzichtbar
Die aktuelle Situation macht deutlich, dass Deutschland und auch Europa sich aus der Abhängigkeit von russischen Energierohstoffen lösen müssen. Aber wie? Der Ausbau erneuerbarer Energien ist noch nicht weit genug fortgeschritten, um den bisher aus Erdgas erzeugten Strom und Wärme vollständig zu ersetzen. Das sehen auch die Experten der Leopoldina so: „Ein schneller spezifischer Ersatz von russischem Erdgas durch heimische erneuerbare Energie und den daraus gewinnbaren Wasserstoff ist nicht möglich“, schreiben sie in einer aktuellen Stellungnahme.