{1l}
Die meisten Deutschen verhüten mit Pille und Kondom. Doch der Markt der Verhütungsmittel hat noch mehr zu bieten und entwickelt sich ständig weiter. Frauen, die die Pille gut vertragen, sie aber regelmäßig vergessen, können zum Beispiel auf andere hormonelle Methoden wie die Drei-Monats-Spritze, ein Hormonimplantat oder die Hormonspirale ausweichen.
Eine solche Spirale besteht in der Regel aus Kunststoff und wird in die Gebärmutter eingesetzt. Dort gibt sie kontinuierlich Gestagen ab. Zusätzlich wirkt sie als Fremdkörper und hemmt auch dadurch die Einnistung einer Eizelle. Der Vorteil: Die Spirale ist sehr sicher und kann mehrere Jahre im Uterus verbleiben. Der Nachteil: Wie die Pille auch, kann die Hormonspirale das Risiko für Thrombosen und andere Erkrankungen erhöhen.
Ionen statt Hormone
Vom Prinzip her ähnlich ist die Kupferspirale. Doch es gibt einen entscheidenden Unterschied: Sie kommt ohne Hormone aus. Stattdessen ist sie mit Kupferdraht umwickelt, der Ionen an die Umgebung abgibt.
Wie diese genau wirken, ist noch nicht endgültig geklärt. Mediziner gehen aber davon aus, dass das Kupfer den Schleim im Muttermund verändert und die Beweglichkeit der Spermien hemmt.
Mit einem Pearl-Index von 0.4 bis 1 kommt die Spirale fast an die Sicherheit der Pille heran. Wie zuverlässig die einzelnen Spiralen sind, schwankt zum Teil jedoch erheblich. Vor allem der Kupfergehalt ist für die Sicherheit entscheidend.
Klassiker in Neuauflage?
Zu den klassischen mechanischen Verhütungsmitteln oder Barrieremethoden gehört seit vielen Jahren das Kondom – künftig könnte es eine Neuauflage davon geben. Das Kondom ist das einzige Mittel, das vor sexuell übertragbaren Erkrankungen wie HIV schützt. Allerdings ist es weniger sicher als die Pille und manche Männer bemängeln: Beim Sex mit Kondom fehle das „echte“ Gefühl.
Die Entdeckung eines Forscherteams von der University of Manchester könnte zumindest dieses Problem beheben. So fanden die Wissenschaftler heraus: Eine Beimischung von Graphen macht das Gummi um 50 Prozent stabiler. Dadurch kann die Kunststoffhaut dünner gemacht werden, ohne dass sie droht zu reißen.
Nanonetze und spermizider Schaum
An einer ganz neuen Form der Verhütung mittels Barriere arbeiten derzeit Wissenschaftler der University of Washington in Seattle. Sie haben ein Gewebe aus Fasern in Nanometergröße entwickelt. Eingeführt in die Vagina kann sein engmaschiges Netz Spermien aufhalten. Zudem könne das Netz Medikamente freisetzen, berichtet das Team: Zum Beispiel antivirale Substanzen, die eine HIV-Infektion verhindern sollen, oder Spermizide, die Spermien abtöten.
Die Verhütung mithilfe von Nanomaterialien ist eine innovative Idee und bislang noch Zukunftsmusik. Der Ansatz, chemische Mittel in die Vagina einzubringen, ist aber heute schon realisiert. Cremes, Gels, Schäume und Zäpfchen sollen durch den Wirkstoff Nonoxinol 9, Zitronen- oder Milchsäure Spermien den Garaus machen. Aber Achtung: Diese Methoden sind nicht sonderlich sicher und sollten immer nur in Verbindung mit einem Kondom verwendet werden.
Auf die natürliche Art
Kalender, Stift und Thermometer – mehr brauchen Frauen nicht, wenn sie natürlich verhüten wollen. Dieser Ansatz zur Familienplanung beruht darauf, dass die Frau ihre fruchtbaren und unfruchtbaren Tage ermittelt. Sie kann auf diese Weise bestimmen, wann der Geschlechtsverkehr „ungefährlich“ ist.
Experten empfehlen für diese Art der Verhütung die sogenannte symptothermale Methode: Dabei misst die Frau jeden Morgen nach dem Aufwachen ihre Körpertemperatur. An charakteristischen Temperaturverläufen kann sie dann den Verlauf des Zyklus erkennen. Zusätzlich untersucht die Frau ihren Zervixschleim. Dieser wird einige Tage vor dem Eisprung mehr. Er wird nun auch immer flüssiger und klarer. Nach dem Eisprung nimmt er eine leicht milchig-trübe, etwas zähe Konsistenz an.
Bei zuverlässiger Anwendung liegt der Pearl-Index im Optimalfall bei 0,4 bis 2,3. Doch die Methode ist fehleranfällig: Nicht nur falsche Messungen, sondern auch Stress, Schlafmangel und Infektionen können die Ergebnisse verfälschen. Grundsätzlich kommt die natürliche Verhütung daher nur für Frauen infrage, die ihren Körper sehr gut kennen, aufmerksam beobachten und das Verfahren gründlich geübt haben.
Daniela Albat
Stand: 03.03.2017