Alzheimer ist kein vorbestimmtes Schicksal. Auch unser Lebensstil beeinflusst, ob und wie schnell unser Gehirn im Alter schlapp macht. Das haben in den letzten Jahren zahlreiche Studien gezeigt. Dabei spielt die Ernährung neben körperlicher Betätigung, Gedächtnistraining und sozialen Kontakten eine wichtige Rolle bei der Alzheimer-Vorbeugung.
Diät hält Gehirn jung
Lecker essen und etwas für die körperliche und geistige Gesundheit im Alter tun – das muss kein Widerspruch sein. Zwar gibt es kein Patentrezept, um sein Alzheimer-Risiko wegzuessen, aber Menschen, die sich bewusst ernähren, erkranken rein statistisch gesehen tatsächlich seltener an Alzheimer. „Epidemiologische und klinische Daten belegen, dass sich durch eine gesunde Ernährung das Alzheimer-Risiko senken lässt“, sagt Gunter Eckert vom Pharmakologischen Institut der Goethe-Universität Frankfurt. Wer sich gesund ernährt, hat also eine höhere Wahrscheinlichkeit, nicht oder später an Alzheimer zu erkranken. Zumindest gelte dies für die sporadische Form der Krankheit, vermutlich aber nicht für die erbliche Variante.
Einen Hinweis darauf, warum das so ist, hat ein internationales Forscherteam 2011 in Versuchen mit Mäusen herausgefunden. Wenn die Tiere nur rund 70 Prozent ihrer normalen Nahrungsmenge erhielten, aktivierte dies ein bestimmtes Protein in ihrem Gehirn. Dieses Molekül, CREB1, löste Veränderungen im Gehirnstoffwechsel aus, die das Gehirn langsamer altern ließen und es vor Schäden schützten. Die kalorienärmer gefütterten Mäuse merkten sich dadurch im Alter neue Objekte schneller und reagierten wacher. „Unsere Hoffnung ist es, CREB1 zukünftig durch neue Wirkstoffe aktivieren zu können, ohne dass ein Patient dafür eine strikte Diät einhalten muss“, sagt Studienleiter Giovambattista Pani von der Katholischen Universität Rom.
Vollwertig ist besser als einseitige Diät
Solange es aber noch nicht so weit ist, bleibt nichts übrig, als zumindest ein wenig auf die Ernährung zu achten. Denn Übergewicht und Diabetes erhöhen das Demenzrisiko zusätzlich. Als besonders gesund und demenzvorbeugend gilt die mediterrane Küche. „Diese ist gekennzeichnet durch viel Obst und Gemüse, Olivenöl und Nüsse, dafür wenig rotes Fleisch und viel Fisch“, so Eckert. Nüsse sind wertvoll, weil sie wichtige Eiweißbausteine wie Arginin sowie Mineralien liefern. Obst und Gemüse enthalten darüber hinaus genauso wie Olivenöl viele Polyphenole. Neueste Erkenntnisse belegen, dass diese die Abwehrbereitschaft des Gehirns steigern und den Energiestoffwechsel verbessern. Fetter Seefisch wie Lachs, Kabeljau oder Makrele enthält zudem viele langkettige Omega-3-Fettsäuren.
Insgesamt scheint es aber auf eine möglichst vollwertige Ernährung anzukommen – das legen aktuelle Studien nahe. Wenn Forscher nur den Verzehr von Einzelkomponenten untersuchten, konnten sie keine Beziehung zwischen der Ernährung und einem reduzierten Alzheimer-Risiko herstellen. „Eine ausgewogene Ernährung versorgt unseren Körper mit allen notwendigen Nährstoffen. Einseitige Ansätze wie die Keton-Kur können bei bestimmten Krankheiten vielleicht hilfreich sein, bei Alzheimer bestimmt nicht“, konstatiert der Forscher.
Allerdings: „Insgesamt darf man von der Ernährung aber keine Wunder erwarten, sie ist ja schließlich keine medizinische Therapie“, stellt Eckert klar. Als Faustregel gilt: Was beim Essen gut für das Herz ist, hilft auch dem Verstand. Und wer Blutfette und Diabetes im Griff hält, reduziert zugleich auch sein Alzheimer-Risiko.
Nadja Podbregar
Stand: 20.09.2013