Phänomene

Alzheimerprotein als Cholesterinsenker?

Amyloid-beta hat auch eine positive Funktion

Ganz offensichtlich ist die Bildung von Amyloid-Beta Teil eines komplexen Systems, das mit einer Vielzahl von genetischen, aber auch anderen Faktoren wechselwirkt. Und entgegen bisherigen Annahmen ist das Amyloid-Beta keineswegs nur „böse“ und funktionslos.

Proteinplaque in der Großhirnrinde einer transgenen, künstlich in einem Alzheimer-ähnlichne Zustand versetzten Maus © Roche

2005 fanden Wissenschaftler des Nationalen Genomforschungsnetzes (NGFN) heraus, dass das Protein sehr wohl eine wichtige Rolle spielt: im Fettstoffwechsel. Die Variante Amyloid-Beta 40 verhindert, dass Cholesterin in den Zellen entsteht. Und Amyloid-Beta 42 sorgt dafür, dass ein weiteres häufig im Gehirn vorkommendes Fett, das so genannte Sphingomyelin, abgebaut wird. Die Zusammensetzung dieser Fette in den Nervenzellen wiederum beeinflusst die Herstellung von Amyloid-Beta. Auf diese Weise entsteht ein geschlossener Regelkreis.

„Gerät dieser Regelkreis aus dem Gleichgewicht, kann zu viel Amyloid-Beta gebildet werden. Das Risiko einer Alzheimer-Erkrankung könnte damit ansteigen“, erklärt Tobias Hartmann, Leiter der damaligen Studie. „Durch eine gezielte Veränderung des Fettstoffwechsels, zum Beispiel durch cholesterinsenkende Medikamente und durch eine Ernährungsumstellung, können wir in Zukunft vielleicht die übermäßige Produktion von Amyloid-Beta verringern und so das Absterben der Nervenzellen verhindern.“ Tasächlich haben Studien bereits belegt, dass Cholesterin senkende Medikamente – so genannte Statine – das Risiko für Alzheimer reduzieren können.

Bisher ergaben die Forschungen damit immerhin einige Ansatzpunkte für Therapien, die eine übermäßige Bildung von Plaques verhindern könnten. Ein Punkt ist jedoch noch immer weitestgehend ungeklärt: Wie die Plaques zum Tod der Gehirnzellen führen.

  1. zurück
  2. |
  3. 1
  4. |
  5. 2
  6. |
  7. 3
  8. |
  9. 4
  10. |
  11. 5
  12. |
  13. 6
  14. |
  15. 7
  16. |
  17. weiter


Stand: 26.10.2007

Keine Meldungen mehr verpassen – mit unserem wöchentlichen Newsletter.
Teilen:

In den Schlagzeilen

Inhalt des Dossiers

Rätsel Hirnschwund
Auf der Suche nach den Ursachen von Alzheimer und Parkinson

Langes Leben mit Schattenseiten
Von den „jungen Alten“ zu den „kranken Alten“?

Parkinson durch Protein-Ausfall?
Auf der Suche nach den Ursachen des Zellensterbens

Zellstress macht krank
Wirkungen freier Radikale sowohl bei Parkinson als auch bei Alzheimer

Das Rätsel der Plaques
Altern, Proteinablagerungen und die Gene

Alzheimerprotein als Cholesterinsenker?
Amyloid-beta hat auch eine positive Funktion

Teilungsirrtum führt zum Zelltod
Signalkonflikt auf zellulärer Ebene bei beiden Krankheiten

Diaschauen zum Thema

News zum Thema

Alzheimer: Eiweiß-Klumpen legen ATP-Maschine lahm
Wissenschaftler identifizieren eine Ursache der Krankheit

Computer überwacht Parkinson-Entwicklung
Rechner analysiert Fortschreiten der Krankheit

Alzheimerzellen mit "Doppelgenom"
Betroffene Nervenzellen verhalten sich tumorähnlich

Alzheimer-Molekül entlarvt
Molekül der Hirnentwicklung als wichtiger Faktor bei der Demenzerkrankung entdeckt

Krebsgen gegen Parkinson
Erfolge bei der Konzeptentwicklung zur Therapie der Parkinsonschen Krankheit

Parkinson-Protein schützt Nervenzellen
„Parkin“ aktiviert Überlebensmechanismus der Neuronen

Hirn-Jogging gegen Alzheimer
Anregende Umgebung reaktiviert Erinnerungsvermögen von Alzheimer-Mäusen

Parkinson: Teilung führt zum Zelltod
Fehlgeleitete Zellteilungssignale verursachen Gehirnabbau

Neue genetische Komponente für Alzheimer-Entstehung entdeckt
Zusammenhang zwischen SQRL1 und spät einsetzender Form der Demenzerkrankung

Mit Stammzellen gegen Parkinson
Neues Therapeutikum soll Dopamin-Mangel beheben

Dossiers zum Thema