
Das Seismometer ist durch eine Vakuumkammer und eine Isolierhülle vor Umwelteinflüssen abgeschirmt. © NASA/JPL-Caltech
Wackeln im Atommaßstab
Mars InSight wird nun erstmals auch ein Seismometer auf der Marsoberfläche deponieren. Die Landesonde platziert dafür mit ihrem Roboterarm das aus mehreren Erschütterungssensoren bestehende Gerät auf einer Art Dreibeinstativ auf dem Untergrund. Eine darüber befestigte Isolierhülle schirmt die sensiblen Detektoren gegen äußere Störfaktoren ab.
Laut NASA sind die SEIS-Sensoren so sensibel, dass sie noch Verschiebungen des Untergrunds um weniger als den Durchmesser eines einzigen Wasserstoffatoms registrieren. Sie können zudem Wellenlägen von zehn Minunten bis zu einer 50-stel Sekunde erfassen. „Damit ist dieses Instrument das sensibelste Seismometer, das je gebaut wurde“, sagt Renee Weber vom Marshall Space Flight Center der NASA.
Dieser Aufwand hat einen Grund: Auf der Erde arbeiten Seismometer meist als Teil eines Netzwerks – das verbessert die Messgenauigkeit. Auf dem Mars jedoch wird das SEIS-Instrument zunächst ein Einzelkämpfer bleiben. Entsprechend hoch sind die Anforderungen an seine Präzision. Damit so präzise Messungen möglich sind, sind die Seismometer in einer wärmeisolierten Vakuumbox untergebracht. Zusätzliche Sensoren ermitteln zudem die Einflüsse von Umweltfaktoren wie Wind, Magnetfeld und Gasdruck, damit diese Störfaktoren später berücksichtigt und herausgerechnet werden können.
Bebt der Mars?
Bei uns auf der Erde entstehen die meisten Erdbeben durch die Bewegungen der Erdplatten: An den Plattengrenzen reibt das Gestein aneinander, verhakt sich und löst sich dann mit einem Ruck – es bebt. Aber auch Vulkane, Einschläge von Meteoriten, menschengemachte Erschütterungen und sogar der Wellenschlag des Ozeans können Seismometer ausschlagen lassen. Auf dem Mars allerdings gibt es nach gängiger Annahme weder aktive Vulkane, noch eine Plattentektonik oder Ozeane. Wird der Rote Planet dennoch von Beben erschüttert?
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Diese Frage wollten Planetenforscher schon mit der Viking-Marsmission Ende der 1970er Jahre herausfinden. Die beiden Landesonden hatten dafür einfache Seismometer an Bord, die oben an der Spitze ihrer Aufbauten befestigt waren – ein fataler Fehler. Denn selbst der relativ schwache Wind der dünnen Marsatmosphäre reichte aus, um mögliche echte Beben in einem Störrauschen aus windbedingten Erschütterungen untergehen zu lassen. „Ich sage immer: Wir haben damals nicht die Seismologie des Mars untersucht, sondern die einen Meter über dem Mars“, sagt Banerdt.
Inzwischen gehen Planetenforscher davon aus, dass es auf dem Mars wahrscheinlich Beben gibt. „Allerdings rechnen wir auf dem Mars mit einer deutlich geringeren Seismizität“, sagt SEIS-Teammitglied Brigitte Knapmeyer-Endrun vom Max-Planck-Institut für Sonnensystemforschung. Die Wissenschaftler schätzen, dass das Experiment im Laufe der rund zweijährigen Missionszeit zwischen einem Dutzend und einigen hundert Beben registrieren könnte. Wie stark diese Beben ausfallen werden, was sie verursacht und was sie enthüllen, erwarten die Planetenforscher nun mit Spannung.
Nadja Podbregar
Stand: 04.05.2018
4. Mai 2018