Es ist ein historischer Moment: Die drei Apollo-Astronauten Borman, Lovell und Anders sind die ersten Menschen, die ihren Heimatplaneten aus der Ferne sehen. Während sich ihr Raumschiff immer schneller von der Erde entfernt, schrumpft diese zu einer blauschimmernden Kugel im Fenster der Kommandokapsel zusammen.
In einer der ersten Fernsehübertragungen aus dem All versuchen die Astronauten, diesen Anblick in Worte zu fassen. Sie beschreiben die Farben der Erde und die Wolken, die als weiße Bänder und Wirbel über den Planeten hinwegziehen. Jim Lovell sagt zu Anders: „Mike, woran ich dauernd denken muss: Wenn ich ein einsamer Reisender von einem anderen Planeten wäre, was ich mir da in dieser Entfernung über diese Erde wohl überlegen würde. Ob ich sie für bewohnt halten würde oder nicht.“
Angezogen von der Mondschwerkraft
Wenig später erreichen die Astronauten – von ihnen nahezu unbemerkt – einen weiteren historischen Meilenstein: Ihr Raumschiff verlässt die Schwerkraftsenke der Erde und tritt in den Einflussbereich des Mondes ein. Sie sind die ersten Menschen, die diesen Punkt überschritten haben. Ab hier, rund 326.400 Kilometer von der Erde und 62.000 Kilometer vom Mond entfernt, werden die Astronauten samt Raumschiff nun von diesem angezogen. Die Fluggeschwindigkeit der Apollo 8 nimmt dadurch immer weiter zu.
Ihr Ziel aber sehen die Astronauten während ihrer Annäherung an den Erdtrabanten nicht: Weil der Mond direkt vor ihnen liegt, haben sie keine Chance, ihn durch die kleinen Seitenfenster des Kommandomoduls zu erblicken. Sie müssen sich daher blind darauf verlassen, dass der Kurs stimmt und die Bodenstation ihren Flug überwacht. Dies geschieht mithilfe eines Netzwerks von Radioteleskopen, die in den USA, Kanada, Mexiko, Australien und mehreren Schiffen im Indischen Ozean und Pazifik verteilt stehen.