Dass Faultiere anatomisch perfekt an das ruhige Leben angepasst sind und sich so energiesparendend bewegen können, hat eine für die gemächlichen Tiere günstige Konsequenz, die ihnen das Überleben in den Regenwäldern vereinfacht.
Kaum Nahrung nötig
„Diese Langsamkeit ist ein sehr cleveres Erfolgskonzept“, sagt John Nyakatura von der Universität Jena. Denn das Faultier konnte sich auf diese Weise eine Futterquelle erschließen, die vielen anderen Tieren zu mager ist: Es ernährt sich von den nährstoffarmen Blättern und gelegentlich Früchten der Baumkronen in den Regenwäldern Mittel- und Südamerikas, erklärt der Evolutionsbiologe.
„Möglichst wenig bewegen, um keine Energie zu verschwenden – so schafft es das Faultier, damit auszukommen“, sagt Nyakatura. Im Gegensatz zu den eher vereinzelt vorkommenden Früchten gibt es Blätter überall in den Bäumen, auf denen die Vierbeiner sitzen und schlafen. So muss sich das Faultier auch nicht flink durch den Wald bewegen und dafür viel Muskelmasse aufbauen, um sich Nahrung zu beschaffen – so wie es etwa Affen tun.
Stoffwechsel heruntergefahren
Die Blattnahrung ist jedoch nicht nur sehr energiearm, seine Verdauung ist auch aufwändig – entsprechend lange braucht das Faultier, um die Energie daraus zu gewinnen. Denn die Stoffwechselrate der Baumbewohner ist bis zu 45 Prozent niedriger als die von Säugetieren vergleichbarer Größe. Dreifingerfaultiere haben sogar den langsamsten Stoffwechsel aller Säugetiere überhaupt, sagt Camila Mazzoni vom Berliner Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung.
Die Nahrung muss zudem durch einen vergrößerten Verdauungstrakt, der im gefüllten Zustand ein Drittel des Körpergewichts ausmacht. Dadurch vergeht in freier Wildbahn meist eine ganze Woche, bis ein Faultier seine Nahrungsreste in Form von Kot abgibt. Der Vorteil: Die Faultiere müssen auh entsprechend selten von ihrem Baum klettern, um ihr Geschäft zu verrichten. Zweifinger-Faultiere koten sogar direkt vom Baum herunter.
Das langsame Verdauungssystem hat zudem einen netten Nebeneffekt: Bei der langsamen Verdauung der Faultiere entstehen zwar wie bei anderen Säugetieren auch Gase, diese werden aber nicht wie sonst üblich über den After freigesetzt – Faultiere pupsen daher nicht. Stattdessen gelangen die Gase über den Darm ins Blut und mit diesem in die Lunge. Dort werden sie dann in die Ausatemluft abgegeben.
Wie ein wechselwarmes Säugetier
Der Meister des Energiesparens hat neben den Ruhephasen, den langsamen Bewegungen und dem geringen Stoffwechsel noch eine weitere Energiesparmethode: Obwohl Faultiere gleichwarme Tiere sind und so wie wir Menschen aktiv ihre Körpertemperatur aufrechterhalten können, ist ihre Thermoregulation im Vergleich zu der anderer Säugetiere sehr variabel.
So haben Faultiere nicht die typische Körpertemperatur von 37 Grad Celsius, sondern halten ihr Inneres bei kühlen 34 Grad Celsius. Diese geringere Körpertemperatur aufrecht zu erhalten, erfordert deutlich weniger Energie. Zudem sinkt die Körpertemperatur der Faultiere auf etwa 24 Grad Celsius ab, wenn es in den heimischen Regenwäldern nachts kälter wird und regnet. Deshalb müssen sie sich am nächsten Morgen oft erst in die Sonne hängen, um wieder wärmer zu werden – etwa so wie wechselwarme Echsen oder Schildkröten.