Technik

Androiden als Menschen der Zukunft?

Die Zukunftsvisionen von Moravec und Kurzweil

Wir schreiben das Jahr 2300. Der Mensch ist eine aussterbende Spezies, abgelöst von seinen technologischen Nachfahren, den Androiden. Deren Intelligenz und körperliche Fähigkeiten gehen mittlerweile weit über die der Menschen hinaus. Die Roboter in Menschengestalt haben ihre Schöpfer längst überholt und verdrängt…

Nur eine Science-Fiction-Fantasie? Vielleicht. Doch es gibt einige KI-Forscher, die dieses Szenario keineswegs für so unrealistisch halten. Einer von ihnen ist der Robotik-Experte Hans Moravec. Der am Robotics Institute der Carnegie Mellon-Universität forschende und lehrende KI-Wissenschaftler betrachtet die Entwicklung von Androiden, intelligenten, menschenähnlichen Maschinen, nicht nur als möglich, sondern sogar als unausweichlich.

Animation der Trierer Konstantin Basilika © Universität Trier

Moravec sieht die Triebkraft dieser Entwicklung vor allem in dem menschlichen Streben nach einem immer besseren Leben: „Jeder Fortschritt wird intellektuelle Befriedigung, Wettbewerbsvorteile, vermehrten Wohlstand und neue Möglichkeiten aller Art bringen. Er hat so das Potenzial, die Welt zu einem besseren Ort zu machen.“ Und dies bliebe nicht ohne Folgen. Moravec erklärt: „Gleichzeitig, indem sie schneller und billiger arbeiten, könnten die Roboter uns in immer mehr wichtigen Rollen ersetzen. Relativ schnell könnten sie uns so komplett verdrängen.“

Noch weisen die Androiden von heute gerade mal die Intelligenz eines primitiven Insekts auf und sind nur in einigen wenigen Bereichen wirklich schon sinnvoll einsetzbar. Autonome Vehikel tun beispielsweise in Lagerhallen oder Fabriken Dienst oder erkunden selbstständig navigierend andere Planeten. Doch schon im Jahr 2010, so glaubt Moravec, könnten die ersten „universellen Roboter“ von menschenähnlicher Gestalt, aber noch eidechsenhafter Intelligenz, dem Menschen im Alltag einfache Verrichtungen abnehmen.

Langfristig könnte die Entwicklung über zunächst mäuseartige, aber lernfähige Roboter und später Droiden auf dem Niveau von primitiven Primaten zu echten humanoiden Maschinenwesen führen. Die, wie er sie nennt, „universellen Roboter der vierten Generation“ sollen nicht nur – ähnlich wie das menschliche Gehirn – 100 Millionen Instruktionen pro Sekunde verarbeiten können, sondern auch die Fähigkeit zur Abstraktion und Generalisierung besitzen. Nach Ansicht von Moravec könnten diese Androiden eines Tages sogar uns Menschen als die „Krone der Schöpfung“ ablösen.

Und auch andere KI-Forscher, darunter auch Computer-Guru Ray Kurzweil, glauben, dass humanoide Maschinenwesen uns eines Tages in Intelligenz und Leistungen übertreffen könnten. Kurzweil sieht in ihnen sogar eine nur logische Weiterführung der irdischen Evolutionsgeschichte. Eine Schreckensvision? Nicht für Moravec: „Ich bin nicht alarmiert über diese Möglichkeit, weil ich in diesen zukünftigen Maschinen unsere Nachfahren sehe – „Geisteskinder“, gebaut nach unserem Bild, uns selbst in einer besseren leistungsfähigeren Form.“

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Nadja Podbregar
Stand: 20.05.2002

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In den Schlagzeilen

Inhalt des Dossiers

Künstliche Intelligenz
Wenn Maschinen zu denken beginnen...

Cyborgs, Androiden & Co.
Utopie oder realistisches Zukunftsszenario?

"Black Box" Gehirn
Dem Denken auf der Spur

Mosaik des Geistes
Was ist Intelligenz?

Ich fühle, also bin ich...
Was ist Bewusstsein?

Mensch oder Maschine?
Der Turing-Test

Ich spreche, also bin ich...
Sprache als Maßstab für Intelligenz?

Abschied von "Deep Blue"
Neue Ansätze in der KI-Forschung

Imitieren statt kopieren
Der "Top-Down"-Ansatz

Kopieren statt imitieren
Der "Bottom-Up" Ansatz

Evolution der Maschinen
Das "Golem"-Projekt

Cyborg 1.0
Erster Schritt zur Mensch-Maschine?

Blinde sehen, Lahme gehen...?
Implantate als neurologischer "Krückstock"

Mehr als nur Prothesen...
Cyborgs als neue Supermenschen?

Androiden als Menschen der Zukunft?
Die Zukunftsvisionen von Moravec und Kurzweil

Maschinen an die Macht...
Realistische Zukunftsprognose, Schreckensvision oder reine Fiction?

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