Strommasten, Sendeanlagen, Mikrowellengeräte und jetzt auch Handys – die Liste der Geräte, die elektromagnetische Wellen aussenden, wächst – und mit ihr auch die Ängste. Die Vorstellung, von einem dichten Netz aus unsichtbaren und nicht spürbaren Wellen umgeben zu sein, von ihnen gar durchdrungen zu werden, löst bei vielen Menschen schon per se Befürchtungen aus. Doch wie begründet sind diese Ängste?
Sind Sensationsmeldungen wie „Das Mobiltelefon war schuld“ oder „Mann durch Handy getötet?“ nur Panikmache oder ist doch was dran an der Angst vor den schädlichen Strahlen aus dem Lieblingsspielzeug? Bisher scheiden sich an dieser Frage noch die Geister. Solange eindeutige und umfassende Erkenntnisse über die speziellen Auswirkungen der elektromagnetischen Strahlung von Mobiltelefonen und – sendeanlagen fehlen, bleibt viel Raum für Spekulationen und Interpretationen.
Einige Experten, wie der neuseeländische Radiologe Neill Cherry, warnen davor, die bisherigen unklaren Ergebnisse als Entwarnung zu verstehen. Denn die Erfahrungen der Vergangenheit haben gezeigt, dass zwischen der Einführung einer neuen Technologie und der Erkenntnis ihrer gesundheitlichen Folgen immer einige Zeit vergeht. Viele der heute bestehenden Grenzwerte und Schutzbestimmungen wurden erst beschlossen, nachdem gesundheitliche Folgen aufgetreten waren und weitere Untersuchungen nach sich zogen. Angesichts der Tatsache, dass viele Krankheiten wie beispielsweise Krebs, Latenzzeiten von einigen Jahren bis Jahrzehnten haben, könnte dieser Prozess der Erkenntnis uns demnach noch bevorstehen.
Andere Forscher wiederum – darunter natürlich vor allem Vertreter der Industrie – sehen in den verbreiteten Ängsten eine Art Selbstläufer: Einmal durch Medienberichte ins Gespräch gebracht, setze sich der Gedanke an eine mögliche Schadwirkung in der Bevölkerung fest, und führe so zu einer Übersensibilität. „Sagt der Welt, dass ein neues Produkt oder eine neue Technologie gefährlich sein könnte, und schon bald werden die ersten Leute auftauchen, die glauben, in ihr endlich den Schuldigen für den Tod eines Angehörigen oder die eigene Krankheit gefunden zu haben.“ lautet das verbreitete Credo.
Zwar gibt es sicher tatsächlich eine ganze Reihe von besonders Klagefreudigen, aber allzu oft werden berechtigte Klagen von Industrie und Unternehmen mit diesem Argument als unbegründet und lächerlich abqualifiziert. Dass viele der heute geltenden Schutzbestimmungen ihre Existenz gerade einigen solcher vermeintlich „grundlosen“ Prozessen verdanken, wird dabei offenbar nur zu gerne verdrängt…
Stand: 26.08.2000