Die Panikattacken bei einer Angst- oder Panikstörung kommen wie es ihnen beliebt: in der U-Bahn, im Kino oder in der Supermarktschlange. Dabei breitet sich die Angst immer weiter aus, wie ein Virus, der immer mehr Orte und Situationen im Alltag befällt und dauerhaft besetzt. Die Angstausbrüche sind so schlimm, dass Betroffene beginnen, diese Orte und Situationen zu meiden. Doch je mehr sie sich zurückziehen, desto stärker wird die Angst, bis vielen von ihnen nur noch die eigenen vier Wände als sicherer Rückzugsort erscheinen.
Seele aus dem Gleichgewicht
Wenn Ängste sich verselbstständigen und ohne triftigen Grund auftauchen, spricht man von einer Angststörung. Etwa jeder Vierte leidet im Laufe seines Lebens vorübergehend unter einer solchen pathologischen Angst, Frauen häufiger als Männer. Meistens beginnen sie im frühen Erwachsenenalter und haben einen konkreten Auslöser: etwa einen Unfall, der Verlust eines geliebten Menschen oder auch einfach „nur“ Stress. All diese Faktoren können Angstreize verstärken – dafür müssen wir im Alltag noch nicht einmal ein Angsthase sein.
Oft vergeht die Phase wieder mit der Zeit. Vergeht sie nicht und tritt unbegründete Angst immer wieder über einen längeren Zeitraum auf, entstehen für die Betroffenen immer größer werdende Probleme. Sie versuchen, potenziell auslösende Situationen und Handlungen zu vermeiden. Der Alltag wird durch diese Vermeidung und die Angstattacken so sehr belastet, dass die Handlungsfähigkeit eingeschränkt wird. Es entsteht eine chronische Angststörung, die in verschiedenen Krankheitsbildern erscheinen kann: Dazu gehören Panikstörungen, Soziale Phobien, Spezifische Phobien und noch andere.
Von der spezifischen Phobie bis zur Agoraphobie
Phobien sind jedem bekannt und es gibt hunderte. Es gibt spezifische und soziale Phobien vor Situationen, Orten oder bestimmten tierischen Begegnungen, Phobien, die logisch sind und Phobien, die irgendwie absurd sind. Es gibt Phobien, von denen hat noch keiner gehört, außer demjenigen, der sie benannt hat, wie beispielsweise bei der Angst vor langen Wörtern, der Hippopotomonstrosesquippedaliophobie. Bei diesem Begriff handelt es sich allerdings lediglich um ein Synonym des eigentlichen Namens: einem wissenschaftlichen Scherz. Denn anderen von der Krankheit zu erzählen, dürfte bei Betroffenen schon schiere Panik auslösen.
Sind nicht die meisten Phobien ziemlich absurd? Dies ist eins der Probleme einer Angststörung: Die fehlende gesellschaftliche Akzeptanz. Oft empfinden wir die Ängste anderer als lächerlich oder haben das Gefühl unsere eigenen Ängste werden nett belächelt – denn Angst ist ein sehr subjektives Gefühl. Bestimmen Phobien aber unser Leben, sind sie für Patienten nicht mehr im Geringsten lustig. Denn oft werden hierbei tiefsitzende Ängste auf eigentlich harmlose Objekte und Begegnungen übertragen. Dabei ist eine der verbreitesten Phobien die Agoraphobie: Die Angst vor Situationen und Orten, bei denen es keinen schnellen Ausweg gibt.
Marie Ahrweiler