Die Idee ist nicht neu: Schon vor mehr als 120 Jahren beobachteten Mediziner, dass von einer Infektion Genesene immun gegen eine erneute Ansteckung zu sein schienen. Und schon damals kam ihnen der Gedanke, dass das Blut dieser Gesundeten möglicherweise einen Stoff enthält, der Kranken helfen kann. Heute weiß man, dass es die Antikörper sind, die diese Wirkung entfalten – und dass sie tatsächlich zu einem Heilmittel werden können.

Heilmittel Plasma
Der einfachste Weg, um Antikörper gegen eine akute Infektion einzusetzen, ist die Plasmatransfusion. Sie wird auch bei Covid-19 schon testhalber eingesetzt, um schwerkranken Patienten zu helfen. Dafür benötigt man das Blutplasma von Menschen, die bereits eine Infektion mit SARS-CoV-2 hinter sich gebracht haben. Dieses Plasma wird dann daraufhin untersucht, ob genügend neutralisierende Antikörper gegen das Coronavirus enthalten sind. Denn nur sie können den Erreger ausschalten. Ist das der Fall, wird das Plasma gereinigt, in mehrere Portionen aufgeteilt und diese werden dann Patienten mit schwerem Covid-19 injiziert.
Diese Methode wird zurzeit sowohl in Deutschland wie in anderen Ländern im Rahmen von Studien und als sogenannter Heilmittelversuch erprobt. Die ersten Erfahrungen legen nahe, dass das Prinzip funktionieren könnte, darunter eine Pilotstudie in China. In ihr hatten Mediziner zehn Covid-19-Patienten, die beatmet werden mussten, jeweils 200 Milliliter eines antikörperreichen Spenderplasmas verabreicht.
„Im Verlauf von ein bis drei Tagen nach der Transfusion waren die Symptome aller zehn Patienten, vor allem Fieber, Atemnot und Brustschmerzen verschwunden oder hatten sich stark gebessert“, berichtet Kai Duan vom Nationalen Forschungszentrum für Impfstoffe in Wuhan. Einige Tage nach der Plasmaübertragung besserten sich auch die in der Lunge sichtbaren Schädigungen. Die Virenlast und die Entzündungsmarker nahmen ab und die Zahl der weißen Blutkörperchen stieg. Von den zehn behandelten Patienten konnten alle nach gut drei Wochen als geheilt entlassen werden. In einer gleichgroßen Kontrollgruppe gab es dagegen drei Todesfälle, sieben Patienten mussten weiterhin beatmet werden.