Daneben erzeugen gestresste Pflanzen eine Vielzahl weiterer Moleküle, deren Funktion bisher wenig erforscht ist. Von einigen ist bekannt, dass sie eine Art Warnruf sind, der auch weiter entfernte Blätter und Zweige von der drohenden Gefahr in Kenntnis setzt.
Zu diesen Hiobsboten gehören die Salicylsäure und ihre Verwandten – eine Stoffgruppe, die auch gestressten Menschen nicht fremd ist: Steckt doch Acetylsalicylsäure in Aspirin und manch anderer Schmerztablette. Im Pflanzenreich mobilisieren diese Verbindungen die Abwehrkräfte gegen Mikroorganismen.
Daher kamen kluge Köpfe auf die Idee, das „Aspirin für Pflanzen“ als Pflanzenstärkungsmittel vorbeugend gegen Schädlingsbefall einzusetzen. „Doch hat es seine Nachteile, Pflanzen damit permanent in Alarmzustand zu versetzen“, meint Janzik. „Zwar leiden die behandelten Kulturen weniger unter Krankheiten. Aber die Produktion der Abwehrsubstanzen kostet ständig Energie.“ Unerwünschte Folge: Die Erträge auf den behandelten Feldern fallen geringer aus.
Günstiger wäre es, wenn sich die Abwehr gezielt mobilisieren ließe. „Wenn wir die Signalketten besser verstehen, ergeben sich in Zukunft bestimmt interessante Anwendungsmöglichkeiten für den Pflanzenschutz“, ist Ingar Janzik überzeugt. „Dann könnte man Anpflanzungen beispielsweise auf einen ‚Kampf gegen Pilze‘ schalten, wenn in der Region ein Befall festgestellt wird.“
Die Biologin sieht darin eine interessante Alternative zur Schädlingsbekämpfung durch transgene Pflanzen. Denn der genetische Bauplan müsste nicht mehr dauerhaft verändert, sondern nur bei gegebenem Anlass in der richtigen Weise umprogrammiert werden.
Stand: 04.11.2002