Doch diese verlockenden Reichtümer sind derzeit noch weit weg. Die meisten Asteroiden kreisen im Asteroidengürtel um die Sonne, jenseits der Umlaufbahn unseres Nachbarplaneten Mars. Eine Forschungssonde zum Mars oder darüber hinaus zu schicken, ist für sich schon ein großer Aufwand, von einer Expedition zum Rohstoffabbau ganz zu schweigen. Der industrielle Abbau, das sogenannte Asteroiden-Mining, steht in dieser Region noch tatsächlich in den Sternen.
Erdnahe Asteroiden in Reichweite
Doch viel näher und damit besser erreichbar als die im Asteroidengürtel kreisenden Fels- und Metallbrocken sind die sogenannten erdnahen Asteroiden. Diese kreisen auch innerhalb der Mars-Umlaufbahn um die Sonne und einige kreuzen die Umlaufbahn der Erde. Sie sind es, die regelmäßig für Schlagzeilen verantwortlich sind, wenn sie sich der Erde nähern.
Verglichen mit den hunderttausenden von Asteroiden im Asteroidengürtel sind die über 12.000 bekannten erdnahen Asteroiden eine kleine Minderheit. Dies schränkt die Auswahl nach geeigneten Zielen zwar ein, doch diese Objekte bieten eine bunte Mischung vieler verschiedener Typen, so dass sie für Forschungszwecke gut geeignet sind. Mehrere Raumsonden haben daher bereits einzelne Exemplare besucht. Mit NEAR Shoemaker gelang zum ersten Mal ein Orbit um einen Asteroiden, den bereits erwähnten Eros, der zur Gruppe der Apollo-Asteroiden gehört. Zum Ende der Mission landete die Sonde sogar darauf und funkte ihre letzten Daten direkt von der Oberfläche.
Revolutionäre Daten über die Zusammensetzung eines typischen S-Typ-Asteroiden lieferte die japanische Raumsonde Hayabusa: Sie setzte vorübergehend auf dem etwa 300 mal 700 Meter großen Asteroiden Itokawa auf und sammelte eine Probe des aufgewirbelten Staubes ein. Diese Probe schickte sie anschließend zurück zur Erde.
Probensammeln vom Asteroiden
2010 trat die Kapsel mit dem gesammelten Staub in die Erdatmosphäre ein und wurde in Südaustralien eingesammelt. Die rund 1.500 enthaltenen Staubkörnchen reichten Wissenschaftlern aus: Das Material bestätigte, dass Bruchstücke von S-Asteroiden wie Itokawa in der Tat der Ursprung der am häufigsten auf der Erde einschlagenden Meteoriten sind.
Die Ende 2014 gestartete Folgemission Hayabusa 2 wird das Probensammeln von Asteroiden weiterführen. Für das Jahr 2018 ist ein Rendezvous mit dem Asteroiden Ryugu geplant. Dabei soll die Sonde zunächst mit einer Tochtersonde einen frischen Einschlagskrater auf dem Asteroiden erzeugen, so dass auch tiefer liegendes Material aufgesammelt und untersucht werden kann.
Eine weitere Mission zur Probennahme ist die von der NASA geplante Sonde „OSIRIS-REx“. Ihr Start zum erdnahen Asteroiden Bennu ist für 2016 geplant, den die Sonde 2019 erreichen wird. Die Rückkehr zur Erde mit etwa 60 Gramm gesammeltem Asteroidenmaterial an Bord wird bis 2023 dauern.
Asteroid in Mond-Umlaufbahn
Die „Asteroid Redirect Mission“ der NASA sieht dagegen vor, in deutlich größerem Maßstab Asteroidengestein in Richtung Erde zu bringen: Anfang der 2020er Jahre soll eine Raumsonde einen geeigneten Felsklumpen von der Oberfläche eines Asteroiden aufsammeln, mitnehmen und in eine Umlaufbahn um den Mond bringen. Dort ist er dann in Reichweite einer bemannten Mission, die das Asteroidengestein noch genauer unter die Lupe nehmen kann und vielleicht auch Proben zur Erde bringen kann.
Die Vorgehensweise, zunächst nur einen kleinen Brocken einzusammeln, dient auch der Sicherheit: Falls etwas schief geht, kann der zurückgebrachte Felsblock keinen Schaden anrichten, selbst wenn er durch einen Fehler auf die Erde stürzen sollte. Denn der versehentliche Absturz eines Bergbau-Asteroiden wäre eine Katastrophe. Der Astronom Carl Sagan argumentierte aus diesem Grund dagegen, Möglichkeiten zum Umlenken von Asteroiden zu erforschen: Es sei zu leicht, diese Technologie als Waffe zu missbrauchen, anstatt die Erde vor Einschlägen zu schützen oder Rohstoffe zu gewinnen.
Ansgar Kretschmer
Stand: 04.12.2015