Der zweite Schritt des Artemis-Programms läutet den Wiedereinstieg in die bemannten Mondflüge ein. Kernstück ist eine bemannte Mondumrundung im Jahr 2024. Parallel dazu sollen die ersten Bauteile einer lunaren Raumstation in den Mondorbit gebracht werden – dieser lunare Gateway soll für die künftigen Mondlandungen als Zwischenstation und Basis dienen.
Artemis-2: Im freien Fall um den Mond
Der Flugplan von Artemis-2 ähnelt dem ihrer Vorgängermission, ist aber bemannt. Das Orion-Raumschiff mitsamt Servicemodul und den vier Astronauten wird von einer SLS-Trägerrakete in den Erdorbit gebracht, kreist dort einige Male und bekommt dann den Schub für den translunaren Flug. Im Unterschied zu Artemis-1 wird diese Mission aber nicht in einen lunaren Orbit einschwenken, sondern einer sogenannten freien Rückkehrbahn folgen (Free Return Trajectory). In dieser achtförmigen Schleife wird das Raumschiff allein durch die Mondschwerkraft umgelenkt und wieder zurück auf Erdkurs gebracht – ohne dass zusätzliche Brems- oder Beschleunigungsmanöver nötig werden.
Zur Besatzung des Raumschiffs werden erstmals bei einer Mondmission auch Frauen und Peaple of Colour gehören – denn der Name der Mission sollte in diesem Fall Programm sein: Mit dem Namen Artemis will die NASA verdeutlichen, dass die Protagonisten der neuen Mondmissionen nicht mehr nur weiß und männlich sind, wie noch bei Apollo der Fall.
Baustelle Mondorbit
Artemis-2 wird aber nicht der einzige Flug zum Mond sein, der vor der eigentlichen Mondlandung stattfindet – im Gegenteil. Parallel zu dieser ersten bemannten Testmission sind mehrere Flüge unbemannter Transportraketen zum Mond nötig. Sieben bis acht solcher Flüge könnten es werden, schätzt die NASA. Denn auch das Mondlademodul sowie die ersten Elemente der lunaren Orbitalstation müssen getestet und zum Mond gebracht werden.
„Wir müssen die ersten Elemente des lunaren Gateway ins All bringen: Das Energie- und Triebwerksmodul und das sogenannte Utilization Modul, das ist ein sehr kleines Habitat“, erklärte NASA-Administrator Bridenstine 2019 in einem Interview in „The Verge“. Diese beiden Module bilden den Kern der lunaren Orbitalstation und damit der Plattform, von der aus die Astronauten im Jahr 2025 zur Mondoberfläche starten sollen.
Außerdem sieht der Missionsplan vor, dass auch der Lunar Lander – das Mondlandemodul – erst im Mondorbit zusammengebaut wird. „Dieser Lander wird aus zwei oder drei Elementen bestehen, je nachdem, welches Unternehmen ihn baut und wie dieses den Weg vom lunaren Gateway auf die Mondoberfläche herunter bewältigen will“, so Bridenstine. Diese Transportflüge sollen jedoch nicht mit der NASA-eigenen Trägerrakete SLS erfolgen, sondern an kommerzielle Anbieter vergeben werden.
Dennoch ist klar: Der Zeitplan ist extrem eng. Der NASA und ihren Subunternehmern bleiben nicht einmal mehr fünf Jahre, um die nötigen Module und Elemente zu konstruieren, zu testen und ins All zu bringen.