Bisher haben weder Irving Weissman noch ein anderer Wissenschaftler je ein solches Experiment durchgeführt. Doch sollte dies geschehen, wären die Konsequenzen erheblich – selbst wenn die Mäuse wirklich keine Anzeichen für eine „Vermenschlichung“ zeigen. Denn bei der Maus könnte schon allein die geringe Gehirngröße dafür sorgen, dass sie nicht eines Tages den Experimentator mit Namen anspricht oder S.O.S.-Zeichen in die Käfigstreu zeichnet. Was aber, wenn solche Versuche bei größeren, menschenähnlicheren Tieren gemacht würden?
„Wenn man diese Art von Experiment mit einem Schimpansen durchführen würde, weckte dies sicher sehr viel ernstere Fragen darüber, ob damit auch einige humane kognitive Fähigkeiten auf den Schimpansen übertragen werden würden“, erklärt der Bioethikbeauftragte der Standford-Universität, Hank Greely. „Ich denke nicht, dass man einen Schimpansen mit menschlichem Bewusstsein bekäme, aber man könnte einen Schimpansen erhalten, der potenziell ein paar mehr menschliche Fähigkeiten hätte als jetzt, das wäre Besorgnis erregend.“

Hühnerküken spricht „wachtelisch“
Nahrung erhält diese Befürchtung durch ein Experiment, das bereits 1980 durch Evan Balaban am College of Staten Island in New York durchgeführt worden war. Balaban entfernte bei Hühnerembryonen einen Teil des Mittelhirns und ersetzte ihn durch einen entsprechenden Bereich eines embryonalen Gehirns einer japanischen Wachtel. Viele der so behandelten Mischembryonen starben sofort, doch ein Teil von ihnen entwickelte sich weiter und schlüpfte schließlich. Rein äußerlich unterschieden sich die Chimären in nichts von ihren Hühnerartgenossen – bis sie den Schnabel öffneten. Dann nämlich gluckten sie nicht wie Hühner, sondern riefen wie Wachteln.
Das Mittelhirn, der bei diesen Huhn-Wachtel-Chimären ausgetauschte Bereich, gilt als Sitz eines „primären Vokalisationszentrums“, das bei vielen Tieren und auch noch beim Menschen unwillkürliche Lautäußerungen steuert. Was ein Austausch dieses Zentrums übertragen auf eine Affe-Mensch-Chimäre hieße, malt Terrence Deacon aus. Der Bio-Anthropologe der Universität von Kalifornien in Berkeley ist 2005 Mitglied eines Komitees von Bioethikern, Neurobiologen, Primatologen und Stammzellforschern, die am Bioethischen Institut der Johns Hopkins Universität in Baltimore die Implikationen der Chimärenforschung diskutiert.