Wie bei allem was selten und begehrt ist, entwickelte sich im Handumdrehen ein lukrativer Handel mit dem ehemals als Teufelszeug verschrienen Tabak. Um den lukrativen Rohstoff nach Europa zu holen, blühte ein reger Handelsverkehr mit den Tabakländern jenseits des großen Teichs auf. Aber auch in der alten Welt begann man den Tabakanbau zu forcieren und neue, besser angepasste Sorten zu züchten.
Obwohl bereits im 18. Jahrhundert erste medizinische Studien wie von Sammuel Thomas von Sömmering über „Lippenkrebs“ bei Rauchern erschienen, war der Siegeszug des Tabaks in Europa, Asien und Amerika nicht mehr aufzuhalten. Doch noch immer gab es auf der Weltkarte noch Regionen, wo die Pflanze und das Rauchen unbekannt waren. So wurde Kapitän Cook 1769 bei seiner Landung auf Neuseeland von den Einheimischen sogar noch für einen gefährlichen Dämon gehalten, weil er eine Pfeife rauchte.
Erwachsene tun es, Jugendliche tun es, ja gelegentlich sogar Kinder von 10, 11 oder 12 Jahren können sich heute ein Leben ohne Glimmstängel nicht mehr vorstellen. Die Zigarette ist nicht zuletzt durch effektive Werbemaßnahmen zum Massenprodukt geworden. Allein in Deutschland wurden im Jahr 2002 rund 130 Milliarden Zigaretten verkauft.
Mehr als 100 Länder der Erde – darunter auch Deutschland – teilen als Anbauer den profitablen Tabakmarkt unter sich auf. Zusammen produzieren sie rund acht Millionen Tonnen an Rohmaterial jährlich. Zum Weltmeister in Sachen Tabak hat sich mittlerweile die Volksrepublik China entwickelt. Dort wird fast die Hälfte der weltweiten Tabakernte eingefahren und verbraucht. Erst mit gebührendem Abstand folgen die USA, Indien und Brasilien.
Während früher Tabak vor allem aus Nordamerika in den Handel kam, haben sich seit einiger Zeit viele Entwicklungsländer in Afrika, Asien und Lateinamerika zum neuen El Dorado des Tabakanbaus entwickelt. Länder wie Simbabwe, Malawi oder Tansania melden immer neue Ernterekorde. So hat Simbabwe, das ehemalige Rhodesien, allein zwischen 1985 und 1997 seinen Tabak-Output auf 215.000 Tonnen mehr als verdoppelt.
Und auch beim Tabakverbrauch ziehen die Entwicklungs- und Schwellenländer immer mehr nach. Während der Markt in den westlichen Industriestaaten für Marken wie Marlboro, Camel oder Lucky Strikes beinahe ausgereizt ist, scheint in diesen Ländern noch reichlich Potential für Umsatzzuwächse der internationalen Tabakmultis vorhanden zu sein.
„Wir wurden uns schon früh bewusst, dass unser Geschäft weltumspannend ist, und wir bauten auf dem ganzen Erdball Märkte auf. Unsere Zukunft liegt vor allem in Ländern, die auf dem Weg zur Entwicklung sind und wo Einkommen und Bevölkerung nachwachsen“, sagt dazu laut dem Regenwaldreport 2003 einer der Chefs von Philipp Morris. Und schon heute gibt ihm die Raucherstatistik Recht. Mehr als 80 Prozent der Glimmstängel-Anhänger lebt heute bereits in den Entwicklungsländern.
Stand: 12.06.2003