Die meisten Menschen verbinden mit Begriffen wie Bohrturm, Bohrloch oder Tiefseebohrung die Suche nach Bodenschätzen. Meterhohe Bohrtürme auf Plattformen als kilometerweit sichtbares Zeichen dafür, daß ein Energiekonzern wieder einmal erfolgreich ein neues Ölfeld in der Tiefe des Meeresbodens aufgespürt und angezapft hat.
Aber es gibt auch noch ganz andere, weniger kommerzielle Gründe, warum Menschen in die Tiefen der Erdkruste vorstoßen. Wissenschaftler, genauer gesagt die Geowissenschaftler unter ihnen, suchen zunächst einmal Antworten statt „Schwarzes Gold“. Sie suchen Antworten auf Fragen wie etwa: Was ist das eigentlich für eine Kruste auf der wir uns bewegen? Aus was setzt sie sich zusammen? Wie ist sie aufgebaut? Ist diese „Steinhülle“ (Lithosphäre) völlig starr oder bewegt sie sich? Besteht sie aus einem Stück oder einzelnen Teilen? Wie ist sie entstanden? Ist die Kruste der Ozeane dieselbe wie die der Kontinente?
Die „Erforscher der festen Erde“ hoffen aber auch Fragen zu beantworten, auf die man im direkten Zusammenhang mit der Erdkruste erstmal gar nicht kommt. Zum Beispiel: Wie war das Klima auf der Erde vor Millionen von Jahren? Oder: Warum starben die Dinosaurier aus?
Eine Methode der Geowissenschaftler, um Antworten auf diese und andere Fragen zu finden, ist die Tiefbohrung, also das Bohren in sogenannten Übertiefen. In diesem Bereich der Erdkruste machen die Gesteine durch den immensen Druck und die steigenden Temperaturen eine Metamorphose durch, das heißt sie wandeln sich um. Was in diesem Bereich genau passiert, läßt sich in Labors nur schwer imitieren und die Geowissenschaftler müssen zu viele Vermutungen anstellen, um einen Versuch durchzuführen und das Ergebnis zu interpretieren. Um genau zu erfahren, was mit dem Gestein in Jahrmillionen unter Druck und Hitze passiert, müssen es sich die Forscher vor Ort ansehen. Sie müssen in die Tiefen der Erdkruste vorstoßen.
Stand: 21.12.2001