Sie galten als furchtlose Kämpferinnen und geradezu als Sinnbild der kriegerischen Frau: die Amazonen. Sie sollen, so berichten es griechische Sagen und Geschichtsschreiber, als berittene Bogenschützinnen selbst von erfahrenen Kriegern gefürchtet worden sein. In ihrer Gesellschaft, so heißt es, hatten Männer nichts zu sagen, sie dienten nur der Fortpflanzung. Doch was ist dran am Amazonen-Mythos?

Ein Volk von Kriegerinnen
Einen Hinweis gibt eine Schilderung des griechischen Arztes Hippokrates. Denn er beschreibt nicht nur die seltsamen Sitten der Amazonen, er verrät auch, wo sie gelebt haben sollen: nördlich des Schwarzen Meeres: „Die Frauen dieses Volkes reiten, schießen mit dem Bogen, schleudernden Wurfspeer vom Pferd herab und kämpfen, solange sie Jungfrauen sind, gegen die Feinde.“ Angeblich, so der Gelehrte weiter, fehle ihnen die rechte Brust. Sie werde schon im Kindesalter von der Mutter durch Verbrennen am Wachsen gehindert. „Kraft und Fülle gehen dadurch ganz in die rechte Schulter und den rechten Arm“, so Hippokrates. Das wiederum soll den Amazonen die Kraft für das Bogenschießen verliehen haben.
Und auch der griechische Herodot Geschichtsschreiber Herodot liefert Informationen dazu: Es berichtet von den Sauromaten, einem Volk, das zwischen Kaspischem und Schwarzem Meer lebte und aus den Amazonen hervorgegangen sein soll. Aber was ist dran an diesen Berichten und Angaben? „Die Amazonensage ist vermutlich die Überzeichnung eines historischen Kerns“, erklärt dazu der Eurasien-Experte Hermann Parzinger. „Es gab sicher keinen Volksstamm, der nur aus Frauen bestand oder nur aus Kriegerinnen.“

Bewaffnete Frauen als Normalfall?
Aber was es durchaus gab, waren Frauen, die gemeinsam mit Männern kämpften und auch als Kriegerinnen mit ihren Waffen begraben wurden. Denn bei den Skythen war das durchaus keine Ausnahmen, wie der Archäologe berichtet. Solche Gräber von Kriegerinnen haben die Archäologen inzwischen nicht nur im Siedlungsgebiet der Sauromaten am Schwarzen Meer gefunden, sondern fast überall im Einflussgebiet der Reiternomaden – bis nach Sibirien hinauf. „Immer wieder finden wir hier Frauengräber mit Waffenausstattung, das ist also gar nichts Ungewöhnliches“, so Parzinger. Diese Kriegerinnen tragen dann