Ein Ortstermin der besonderen Art: Der Geoarchäologe Stefan Kröpelin und seine Kollegen sind unterwegs im Nordosten des Tschad – bei den letzten Seen der Sahara.
Mit dem Kanu geht es hinaus auf den Salzsee. Dort ist eine aus zwei Schlauchbooten und Holzbrettern bestehende Bohrplattform verankert, die über mehrere tausend Kilometer durch die libysche und ägyptische, dann sudanesische und tschadische Wüste bis zu ihrem Einsatzort transportiert worden ist. Jetzt, am Nachmittag, ist der beständig wehende Passatwind etwas zur Ruhe gekommen, und die Sonne brennt weniger gleißend vom Himmel. Um sicher zu sein, in einer der windreichsten Gegenden der Sahara bei aufkommendem Sturm auch wieder an Land zu gelangen, ist die Plattform an einem 400 Meter langen Seil mit einer Palme am Ufer verbunden.
Meter für Meter in die Tiefe
Das Wasser an der Bohrstelle ist 26 Meter tief. Die Wellen schaukeln die Boote und sind schnell vom überschwappenden Salzwasser mit einer weißen Schicht überzogen. Es erfordert viel Geschick und Handarbeit, den Stechzylinder in dem 35 Meter langen Bohrrohr Stück für Stück tiefer in die Ablagerungen am Seeboden hineinzudrücken und dann am schweren Gestänge Meter für Meter so vorsichtig heraufzuziehen, dass der kostbare Bohrkern nicht herausfällt. Auf diese Weise gewinnen der Geoarchäologe Stefan Kröpelin und sein Team bis zu neun Meter lange Sedimentkerne, die alle eine millimeterdünne Feinschichtung auszeichnet.
Während frühere Untersuchungen an den Seeablagerungen in den ägyptischen und nordsudanesischen Wüsten die Klimageschichte der letzten Feuchtzeit in der Sahara zwischen etwa 10.000 und 1.500 v. Chr. rekonstruieren konnten, existieren für die Folgezeit praktisch keine Daten. Doch solche Hinweise zum Umwelt- und Klimawandel in der größten Wüste der Erde sind von großem Wert – für Aussagen zur jüngeren Dynamikvon Trockengebieten oder für Klimamodellierungen im Rahmen der „Global Change“-Programme.
Dr. Stefan Kröpelin, Universität Köln / DFG Forschung
Stand: 18.09.2009