„Der Himmel wird langsam heller; aber es dämmert erst, und große Teile der Eiswüste am Nordpol liegen noch im Dunkeln.“ – besser als Fridtjof Nansen kann man das Wissen über die Arktis zum Ende des 19. Jahrhunderts kaum beschreiben. Nansen aber setzt Zeit seines Lebens alles daran immer mehr Licht in dieses Dunkel zu bringen.
Infiziert mit dem Arktisvirus
Der 1861 nahe der norwegischen Hauptstadt Oslo – damals Christiania – geborene Nansen studiert zunächst Zoologie und wird schon bald zum Kurator des Naturkundlichen Museums in Bergen ernannt. Erste Polarerfahrungen macht er im Alter von gut 20 Jahren auf einem Robbenfänger vor der wilden und fast unberührten Ostküste Grönlands. Von da ab ist er mit dem Arktisvirus infiziert.
Schon mit 26 Jahren geht er deshalb daran, eine Expedition zu organisieren, bei der er als erster Europäer das Inlandeis Grönlands betreten und dann die Insel von Ost nach West durchqueren will. Doch es gibt Schwierigkeiten, die Gelder für eine solche Reise zu besorgen.
Weder die norwegische Regierung noch Privatpersonen zeigen größeres Interesse an der Erforschung der unwirtlichen Insel, die zudem unter dänischer Kontrolle steht. Kein Wunder, dass es schließlich mit Augustine Gamel auch ein Däne ist, der Nansen finanziell unter die Arme greift und mit den notwendigen finanziellen Mitteln ausstattet.
Die Reise beginnt
Im Mai 1888 geht die Reise los. Der Robbenfänger Jason bringt Nansen zusammen mit Otto Sverdrup und den anderen Reisegefährten von Island aus weit nach Norden und setzt sie an die Ostküste Grönlands auf einer Eisscholle ab. Sie führen zwei Boote und eine halbe Tonne an Ausrüstung mit sich. Gleich zu Beginn droht ein Scheitern der Expedition, denn die Männer haben große Schwierigkeiten, die 16 Kilometer Treibeis bis zur Küste zu überwinden. Fast 500 Kilometer weit werden sie im Laufe der Zeit nach Süden abgetrieben ehe sie nach 10 Tagen das Festland dann doch noch erreichen.
Die eigentliche Durchquerung Grönlands startet am 10. August. Gletscherspalten, die Kälte und der eisige Wind machen den Polarforschern schwer zu schaffen, aber sie verlieren ihre gute Laune nicht. Als sie am 12. September den höchsten Punkt ihrer Reise überschritten haben, ist das Schlimmste überstanden. Auf Skiern kommen sie schnell voran und sichten am 19. September die Westküste Grönlands. Die Mission ist erfüllt.
Nach einer Überwinterung in Godthab kehrt Nansen über Kopenhagen nach Norwegen zurück und wird dort als Volksheld gefeiert. Doch Nansen ist längst noch nicht am Ziel seiner Wünsche.
Stand: 27.05.2002