Zweisprachig aufgewachsene Menschen haben viele Vorteile: Zum einen beherrschen sie gleich zwei Sprachen auf muttersprachlichem Niveau. Zum Anderen filtern sie Stimmen präziser aus einem Gewirr von Stimmen und Musik heraus und können sogar Prioritäten besser setzen, als einsprachig aufgewachsene Menschen, wie Studien ergeben haben.

Weil zweisprachige Menschen permanent zwischen zwei Sprachen hin- und herwechseln, laufen bestimmte mentale Filterungsprozesse, wie die Entscheidung, welche von zwei Vokabeln oder Grammatiken gerade die richtige ist, bei ihnen schneller ab als bei Menschen, die eine Zweitsprache erst in der Schule oder als Erwachsene gelernt haben. „Es ist nicht überraschend, dass intensive und jahrelange Übung einer Sprache seine Spuren in unserem Geist und Gehirn hinterlässt“, so Ellen Bialystok von der York University in Toronto.
Getrennte Wahrnehmungssysteme
Und auch die individuellen Laute einer Sprache, wie etwa das „th“ im Englischen, können zweisprachig aufgewachsene Menschen besser artikulieren und unterscheiden. Die Erklärung: Sie entwickeln bereits als Kinder für ihre beiden Muttersprachen zwei komplett getrennte Lautwahrnehmungssysteme und nehmen deshalb Klänge und Silben je nach aktivem System leicht unterschiedlich wahr, wie Linguisten herausgefunden haben.

Abhängig davon, welche Sprache sie gerade erwarten, schalten die bilingualen Personen dann in den entsprechenden Wahrnehmungsmodus. „Wenn man einen Zweisprachigen in den Englisch-Modus versetzt, verhält er sich wie ein Englisch-Sprechender“, erklärt Andrew Lotto von der University of Arizona. Umgekehrt wechselt die Person in den Spanisch-Modus, wenn sie spanische Wörter erwartet.