Im Zentrum vieler Projekte, staatlich wie nichtstaatlich, steht der Mond. Einige aber gehen weiter und nehmen wie die NASA den Planeten ins Visier, der schon lange die Menschheit fasziniert: den Mars. Das radikalste Mars-Projekt heißt Mars One und ist die Idee des holländischen Unternehmers Bas Lansdorp. Der Hinflug zum Mars dauert lange, etwa ein Jahr, ist aber machbar. Der Rückflug hingegen ist technisch anspruchsvoll und teuer. Warum also nicht einfach auf dem Mars bleiben?
One-Way-Ticket zum Roten Planeten
„Die Technologie zur Rückkehr existiert einfach noch nicht“, sagt Lansdorp der Website gründerszene.de. „Und ich bin ein Typ, der die Dinge gern so einfach wie möglich hält. Warum sollten wir dieses zusätzliche Risiko eingehen, diese zusätzlichen Kosten auf uns nehmen, wenn wir das gar nicht brauchen?“ Ein One-Way-Ticket zum roten Planeten, eine permanente Kolonie. Das ist sein Plan. Losgehen soll es 2025. Finanzieren will er das mit Einnahmen aus Fernsehrechten.
Der ehemalige Astronaut Gerhard Thiele sagt dazu in der Süddeutschen Zeitung: „Das halte ich nicht für vertretbar. Das Motto der Europäischen Weltraumorganisation ESA lautet „shape and share“. Das „Share“ verpflichte uns, das Erlebte mit anderen Menschen zu teilen. Menschen zum Mars zu senden, die dort bleiben, bis sie sterben, gehe völlig an den Zielen und der Realität des Menschseins vorbei. „Auch wenn ich weiß, dass es genug Verrückte gibt, die dies machen würden.“ Bei Thomas Reiter, dem Direktor für bemannte Raumfahrt bei der ESA, löst Mars One auch Kopfschütteln aus.
Ernstgenommen wird Mars One unter Wissenschaftlern nicht. Aber eines zeigen solche Projekte: Die Menschen lassen sich davon begeistern. Bei Lansdorp sind 200.000 Bewerbungen von Freiwilligen aus aller Welt eingegangen. Er nennt es „die wichtigste Auswahl in der Geschichte unserer Spezies“. Medien in aller Welt berichten, spekulieren, wie eine Mars-Kolonie aussehen könnte. Die Idee mag verrückt sein, das Nachdenken darüber macht vielen Spaß.
Rückenwind auch für NASA und Co
Für die staatlichen Raumfahrtbehörden entsteht durch die privaten Startups ein schöner Nebeneffekt: Eben noch von Kürzungen bedroht, profitieren sie von der allgemeinen Aufbruchsstimmung – und trauen sich, selbst waghalsige Missionen anzugehen. So hat die US-Regierung bereits 2010 der NASA das Ziel ausgegeben, den „deep space“ zu erobern.
In etwa zehn Jahren schon sollen US-Astronauten mithilfe der Orion auf einem Asteroiden landen. Gemeinsam mit der ESA entwickelt, soll das neue Raumschiff zum Rückgrat aller „deep space“-Missionen werden. „Wir wollen einen Sprung in die Zukunft machen. Wir wollen große Durchbrüche“, sagte Obama in einer Rede im Kennedy Space Center in Florida.
Doch je konkreter die staatlichen Raumfahrtagenturen das Reiseziel Mars formulieren, desto stärker mischen sich auch wieder kritische Töne in die Euphorie. Warum muss ein Mensch auf den Mars?, fragen Kritiker. Was bringt uns die bemannte Raumfahrt wirklich?
Bastian Berbner / Helmholtz Perspektiven
Stand: 06.02.2015