Die ersten weißen Reisenden, die in die Nähe des Qellgebiets des weißen Nils kamen, waren keineswegs Entdecker auf der Suche nach Abenteuern, sondern verfolgten „höhere Ziele“: 1846 erreichten die beiden deutsche Missionare, Johann Krapf und Johannes Rebmann, die ostafrikanische Küste und versuchten dort, die Einheimischen vom Stamm der Wanika zum Christentum zu bekehren.
Von Fieber geplagt und durch die „Unbelehrbarkeit“ der Wanika frustriert, entschlossen sich die beiden ein Jahr später, tiefer ins Landesinnere einzudringen und dort nach lohnenderen Missionsfeldern zu suchen. Mit Sonnenschirm und Bibel bewaffnet durchquerte Rebmann 1847 die tierreichen Steppen Ostafrikas, bis er einen hohen Berg „mit einer schimmernden weißen Wolke bedeckt“ sah – er hatte den Fuß des Kilimandscharo erreicht.
Die Nachricht von dieser Entdeckung sorgte in Europa noch Jahre später für Aufsehen und erbitterten Streit unter den Geographen. Während vor allem die Deutschen davon überzeugt waren, dass im fruchtbaren Land am Fuße des Berges auch der Nil entspringen müsse, hielten andere, allen voran der britische Geograph Desborough Cooley die Idee für absurd. Die Debatte um die Bedeutung des Kilimandscharo schürte nicht nur die ohnehin bestehenden deutsch-britischen Rivalitäten, sie zog auch weitere Expeditionen nach sich.1861 wurde die Entdeckung von Rebmann durch Baron Karl Klaus von der Decken, einen weiteren deutschen Entdeckungsreisenden, bestätigt, ihm folgte ein britischer Missionar, Charles New, der 1871 bis zur Schneegrenze des Berges aufstieg.
Der Rummel um die neuen Entdeckungen veranlasste schließlich auch die britische Royal Geographical Society, im Jahr 1856 eine Expedition in das Gebiet des äquatorialen Afrika auszurüsten. Ziel der Mission war vor allem die Suche nach den sagenumwobenen großen Seen, die Abenteurer dort gesehen haben wollten, und natürlich die endgültige Klärung der Frage nach der Quelle des weißen Nils…
Stand: 11.03.2005