Wie die Tageszeitung „The Observer“ im November 2002 in Großbritannien berichtete, ist der Schacher um die Aufteilung des gewaltigen irakischen Erdölkuchens nach einem möglichen Sturz Husseins oder seiner freiwilligen Demission bereits in vollem Gange.
Nach Informationen der Zeitung hat Ahmed Chalabi, der Führer des in London beheimateten Irakischen National-Kongresses, bereits mit Gesandten der wichtigsten US-Erdölfirmen Gespräche aufgenommen und den amerikanischen Unterhändlern weitreichende Rechte und Kompetenzen am irakischen Öl nach der Machtübernahme durch die heutige Exil-Opposition zugesichert.
Doch nicht nur die USA, auch Russland, Frankreich, Italien und China haben längst begehrlich die Finger nach dem irakischen Öl ausgestreckt. Offiziell oder in geheimer Mission sind sie trotz aller UNO-Sanktionen sogar bereits seit langen im Irak vor Ort tätig und haben es tatsächlich teilweise schon geschafft, sich besonders interessante Pfründe vertraglich zu sichern.
So hat der vielleicht wichtigste Ölkonzern Russlands, Lukoil, bereits Ende der 1990er Jahre mit Saddam Hussein ein Abkommen über die Nutzung des mit 15 Milliarden Barrel höchst ergiebigen Ölfeldes Qurna-West abgeschlossen. Zwar wurde der Vertrag unlängst von Saddam Hussein gekündigt, aber die Russen lassen auch weiterhin nichts unversucht, ihren Einfluss in der Region zu wahren.
Als starker Konkurrent der Russen tritt im Irak vor allem die französische TotalFinaElf auf. Sie hat die Rechte an den schier übersprudelnden Ölquellen von Majnoon und Nahor erworben. Aber auch die China National Petroleum Company und die italienische ENI mischen eifrig mit im Poker um die besten Standorte in der Region. Milliarden US-Dollar sind auch hier bereits für Verträge über Erschließung und Ausbeutung des schwarzen Goldes in die Taschen von Saddam Hussein geflossen.
So lange aber die UNO-Sanktionen gegen den Irak Bestand haben beziehungsweise sich das Regime von Saddam Hussein in Amt und Würden halten kann, bleiben die Träume von einem neuen goldenen Öl-Zeitalter für alle Beteiligten nichts als reine Fiktion.
Fazit
Wie der Truppenaufmarsch am Persischen Golf in den letzten Wochen und Monaten gezeigt hat, gibt es für die internationalen Ölmultis jedoch vielleicht schon bald Grund zum klammheimlichen Jubel. Ein Einschreiten der USA im Irak – ob mit oder ohne Legitimation durch die UNO und den Weltsicherheitsrat – scheint nur noch eine Frage der Zeit zu sein. Was dabei das eigentliche Anliegen der US-Regierung ist, in deren Kabinett mit Präsident George W. Bush, Vizepräsident Dick Cheney oder Sicherheitsberaterin Condoleezza Rice fast ausschließlich hochrangige ehemalige Ölmanager sitzen, bleibt offen.
Wie dem auch sei: Der „War against Terrorism“ oder vielleicht doch richtiger der „Krieg um Öl“ würde in erster Linie die treffen, die am wenigsten für die ganze Krise können, die heimische Bevölkerung und die letzten Rückzugsgebiete für Tiere und Pflanzen…
Stand: 13.01.2003