Während die einen an neuen Materialien und Recyclingmöglichkeiten feilen, machen sich die anderen Gedanken über ein weiteres akutes Problem: Wie werden wir den Müll los, der sich schon jetzt überall in der Umwelt befindet? Neben lokalen Park- und Strandsäuberungsaktionen sind vor allem im Bereich der Gewässerreinigung inzwischen eine Vielzahl ambitionierter Projekte gestartet.
Da wäre zum Beispiel die „Seekuh“ des Vereins „One Earth – One Ocean“ – ein Katamaran, der in küstennahen Gewässern treibenden Müll mithilfe beweglicher Fangnetze einsammeln soll. Der von zwei australischen Surfern entwickelte „Seabin“ ist dagegen für den Einsatz in Häfen konzipiert: Mithilfe einer Pumpe kann der schwimmende Mülleimer Plastikabfälle einsaugen.
Pilotprojekt im pazifischen Müllstrudel
Das bekannteste Ozeansäuberungsvorhaben ist allerdings wohl „The Ocean Cleanup“: Der junge Niederländer Boyan Slat hatte die Idee, die Meere im großen Stil mit einer Art bogenförmigen Fangnetz von Plastik zu befreien. Tatsächlich gelang es ihm, Millionen an Spendengeldern zu sammeln und sein Projekt immer weiter voranzutreiben.
2018 wurde schließlich eine 600 Meter lange Konstruktion zum Praxistest in den Great Pacific Garbage Patch im Nordpazifik geschleppt. Der Müllfänger bestand aus einer schwimmenden Röhre in U-Form mit einem drei Meter in die Tiefe hängenden Vorhang, in dem sich das vorbeiströmende Plastik verfangen sollte. Doch was in Simulationen und Vortests geklappt hatte, funktionierte in der Realität nicht.
Ein schwimmender „Plastikkamm“
Erst zeigte sich, dass das Plastik zwar wie geplant in das Sammelsystem hineinfloss, aber kurz darauf wieder herausgetrieben wurde. Dann ging auch noch ein Teil der Konstruktion kaputt. Slat will diese Probleme in Zukunft lösen. Allerdings hat seine Entwicklung auch einen grundsätzlichen Nachteil: Der Müllfänger greift lediglich nahe der Wasseroberfläche schwimmende Kunststoffteile ab. Den Müll, der von Wellen und Strömung in die Tiefe gedrückt wird, erreicht er nicht.
Genau für dieses Defizit will die deutsche Architektin Marcella Hansch eine Lösung gefunden haben – mit dem Pacific Garbage Screening. Die von ihr entworfene Anlage ähnelt einem schwimmenden Kamm mit riesigen Zinken. Zwischen diesen Zinken, so die Überlegung, lässt sich die Wasserströmung punktuell beruhigen.
Selbst kleine Partikel in der Falle
Die Folge: Plastik, das sonst nach unten gedrückt würde, steigt aufgrund seiner geringen Dichte an die Oberfläche und kann dort eingesammelt werden. Selbst kleine Partikel könnten so aus dem Wasser gefiltert werden. Hansch hat auch schon eine Idee, was mit dem Plastik danach passieren soll: Sie will daraus noch vor Ort ein synthetisches Gas gewinnen, das hauptsächlich aus Wasserstoff und Kohlendioxid besteht.
Der Wasserstoff könnte dann als Energiequelle für den gesamten Betrieb der Anlage dienen und das CO2 als Futter für Algen, aus denen Bioplastik gemacht wird. Wann das Vorhaben in die Tat umgesetzt werden kann, ist allerdings fraglich. Noch existiert die Plattform lediglich auf dem Papier.