Sie sind jeden Tag auf der Parkbank. Die vier Rentner, die morgens auf der linken Seite der Straße in der Sonne sitzen und am Abend zur sonnenbeschienenen Sitzbank auf die rechte Straßenseite wechseln. Peter Kyr winkt freundlich aus dem Autofenster in ihre Richtung. „Mach ich immer“, sagt er. Insgesamt vier Wochen ist ein Team für die Mission ROBEX am Ätna und fährt jeden Morgen vom Küstenort Catania durch die italienischen Dörfchen hoch zum Vulkan.
Hinauf zum Ätna
Irgendwie führen in dem Wirrwarr aus schmalen Straßen und Häusern mit leicht abblätternder Farbe alle Wege zum Ätna – solange es nur bergauf geht. Durch den Ort Pedara mit seiner Rentnerbank geht es fast jeden Tag. Und jeden Tag winkt Kyr. Und jeden Tag ignoriert das ehrwürdige Quartett diesen freundlichen Gruß. Es ist trotzdem ein gern gepflegtes Ritual auf der über einstündigen Fahrt zur Seilbahn in 2.300 Meter Höhe.
Morgens um kurz vor acht Uhr sind die fast 30 Ingenieure und Wissenschaftler vor ihrem Hotel in die kleinen Miet-Busse gestiegen. An der Küste sind es jetzt schon über 25 Grad Celsius, und in ihren Bergschuhen und langen Hosen ist allen warm. Doch jeder hat noch Pullover, Jacke und Mütze eingepackt. Auf dem Ätna – dort, wo am Ende der Vier-Wochen-Mission ein Rover autonom ein Netzwerk aus seismischen Messstationen auslegen soll, um die Erschütterungen im Boden zu erfassen – ist das Wetter jeden Tag eine Überraschung.
Lava-Landschaft als Mond-Analog
Der Vulkan kann sich in wenigen Momenten in Wolkenbänke hüllen, was die Sicht auf einige Meter reduziert. Dann fällt die Temperatur auf wenige Grad Celsius und der Wind fegt in mächtigen Böen über die schwarze Lava-Landschaft. Dazwischen taucht dann auch wieder die Sonne auf, erwärmt die Luft auf etwa 20 Grad – und sorgt für Sonnenbrand.
2.600 Meter hoch liegt das Testfeld, das für die Dauer der Mission den Mond darstellt und mit Geländewagen angefahren wird. Fürs menschliche Auge wirkt der Ätna mit seiner kargen Landschaft und den schwefeligen Vulkankegeln außerirdisch. Für die Kamera-Augen von Rover LRU-1 (Light Weight Rover Unit) sieht es dagegen ein wenig wie „Heimat“ aus – er wurde schließlich dafür gebaut, auf dem Mond zu fahren und zu arbeiten.
DLR-Ingenieur Norbert Todt schickt zwischendurch eine Fotomontage im Team herum: Lander RODIN, Rover LRU-1 und statt eines blauen Himmels mit Wolken einen schwarzen Himmel mit Blick auf die Erdkugel. Mehr nach Mondmission könnte auch ein echtes Foto kaum aussehen.
Manuela Braun /DLR-Magazin
Stand: 10.11.2017