Im Zusammenhang mit dem 5G-Standard ist auch die Diskussion um mögliche Gesundheitsrisiken von Mobilfunkstrahlung wieder aufgeflammt. Kritiker vermuten, dass die elektromagnetischen Wellen eine negative Auswirkung auf die menschliche Gesundheit haben könnten. Sie befürchten außerdem, dass diese Auswirkungen mit steigender Sendefrequenz und größerer Netzabdeckung stärker werden.
Mikrowellen: mehr als Kochgeräte
Die grundsätzliche Sorge der 5G-Kritiker rührt aus dem Einfluss von Mikrowellen auf organisches Gewebe her. Als Mikrowellen werden alle elektromagnetischen Wellen mit einer Frequenz zwischen 300 Megahertz und 300 Gigahertz, beziehungsweise einer Wellenlänge zwischen einem Meter und einem Millimeter bezeichnet. Hierzu zählt also auch Mobilfunkstrahlung.
Strahlung im Mikrowellenbereich wirkt im Gegensatz zu beispielsweise Röntgenstrahlung zwar nicht ionisierend, zeigt aber eine andere Auswirkung auf bestimmte Stoffe: Bipolare Moleküle – wie Wassermoleküle – können durch die Wellen zum Vibrieren gebracht werden. Die Menschheit macht sich dies unter anderem beim Mikrowellenherd zu Nutze, in dem mithilfe von intensiver Strahlung Essen erwärmt werden kann.
Gleiche Frequenz – andere Auswirkung
Es ist mittlerweile erwiesen, dass auch Mobilfunkstrahlung zu einer Erwärmung von organischem Material führt. Die Gemeinsamkeit überrascht nicht, denn Mikrowellenherde arbeiten mit einer Strahlungsfrequenz von 2,45 Gigahertz, was mitten im Mobilfunkspektrum liegt. Dennoch ist es nicht möglich, mit dem Handy eine Suppe zum Kochen zu bringen. Die Auswirkung der Strahlung hängt also nicht nur von der Frequenz ab.
Entscheidend ist zusätzlich die Leistung, mit der die Strahlung gesendet wird. Mikrowellenherde strahlen im Inneren mit einer sehr starken Leistung, weshalb sie entsprechend gut isoliert werden müssen. Handys und Mobilfunkmasten senden mit einer deutlich geringeren Leistung und gelten deshalb als nicht gesundheitsschädlich.
Schutz durch Abstände und Grenzwerte
Doch wie sieht es aus, wenn wir uns ein Handy ans Ohr halten? Wie hoch die Belastung dabei und auch bei Mobilfunkmasten sein darf, legen gesetzliche Grenzwerte fest. Sie werden über die sogenannte Spezifische Absorptionsrate (SAR-Wert) definiert. Dieser Wert wird in Watt pro Kilogramm angegeben und sagt aus, wie viel Leistung vom menschlichen Körper bei der Handynutzung maximal absorbiert werden darf. Die Grenzwerte wurden von der Internationalen Kommission für den Schutz vor nichtionisierender Strahlung (ICNIRP) herausgegeben und sind sowohl für Mobilgeräte als auch für Sendemasten festgelegt.
Der SAR-Wert für Sendemasten liegt nach ICNIRP-Vorgabe bei 0,08 Watt pro Kilogramm Körpergewicht. Wenn ein Mensch dieser Leistung am ganzen Körper ausgesetzt wäre, würde sich sein Gewebe um maximal 0,02 Grad Celsius erwärmen. Damit dieser Grenzwert nicht überschritten wird, gelten für Sendemasten bestimmte Sicherheitsabstände, die von der Frequenz und der Sendeleistung abhängig sind.
In der horizontalen Hauptstrahlrichtung einer Antenne liegt der Mindestabstand meist zwischen einem und 15 Metern. Vertikal nach unten darf sich je nach Sendeleistung bis ungefähr fünf Meter kein Mensch aufhalten. Erst wenn beide Sicherheitsabstände gleichzeitig unterschritten werden, darf der SAR-Wert des Sendemasts die 0,08 Watt pro Kilogramm erreichen.
Im Alltag werden diese Werte jedoch nicht einmal ansatzweise erreicht. Die Technische Universität Ilmenau hat 2020 Messungen in Berlin durchgeführt, um die Strahlenbelastung durch verschiedene Handymasten zu untersuchen. Bei einer innenstadttypischen Antenne in Berlin-Mitte wurde der gesetzliche Grenzwert auch bei einem Messabstand von wenigen Metern nur zu zwei Prozent ausgereizt. Ein besonders leistungsstarker Sendemast in Berlin-Reinickendorf erreichte nach dem Bericht selbst in Hauptstrahlrichtung nicht mehr als 20 Prozent des Grenzwertes. Das liegt unter anderem daran, dass die Strahlung mit dem Abstand zur Antenne quadratisch abnimmt.
Wie stark strahlt das Handy selbst?
Für eine lokale Strahlenbelastung durch Mobilfunk hat die ICNIRP eine SAR-Obergrenze von zwei Watt pro Kilogramm Körpergewicht festgelegt. Dieser Wert wird lokal über zehn Gramm Körpergewebe gemittelt und gilt konkret für die Sendeleistung eines Mobilgeräts, wenn es an den Kopf gehalten wird. Hierbei wird sogar der Extremfall mit einbezogen: Die Dosis ist nach aktuellem Kenntnisstand auch dann nicht gesundheitsschädlich, wenn jemand 24 Stunden am Tag und sieben Tage pro Woche durchgehend telefoniert.
Die meisten Smartphones haben einen SAR-Wert von ungefähr einem Watt pro Kilogramm. Hierbei ist allerdings ebenfalls zu beachten, dass dieser Wert nur angibt, was das Telefon bei maximaler Sendeleistung erreichen kann. In den meisten Lebenssituationen liegt die tatsächliche Leistung deutlich darunter. Nur wenn das Mobiltelefon beispielsweise schlechten Empfang hat und dadurch selbst stärker strahlen muss, kommt die Sendeleistung in die Nähe des Grenzwertes.
Was aber bedeutet dies konkret im Zusammenhang mit 5G?