Badain Jaran Shamo – im Norden Chinas kurz vor der Grenze zur Mongolei liegt ein fast 50.000 Quadratkilometer großes Wüstengebiet, das alle Rekorde zu sprengen scheint und den Wissenschaftlern Rätsel aufgibt.
Da sind zum einen die mehr als 400 Meter hoch in den Himmel reichenden Sanddünen, die es in diesen Dimensionen sonst nirgendwo auf der Welt gibt. Doch nicht allein die Ausmaße dieser Megabauwerke der Natur sind einzigartig, auch ihr Alter verblüfft die Forscher. Wie chinesische Geowissenschaftler herausgefunden haben, soll sich das Herzstück der Dünen, der Kern, bereits vor rund 40 Millionen Jahre gebildet haben.
Die singenden Dünen – wie sie aufgrund des Getöses von immer wieder auftretenden Sandlawinen und dem „Sägen“ des Windes am Dünengrad – genannt werden, sind dabei im Laufe der Jahrmillionen „etagenweise“ in die Höhe gewachsen. Schon früh hatten sich inmitten des Sandes einfache Pflanzen angesiedelt, die den sich dort ansammelnden Tau zum Überleben nutzten.
Diese Wüstengewächse sorgten mit ihren Wurzeln dafür, dass sich die Dünenstruktur stabilisierte. Das gleiche Prinzip wird noch heute an der Nordseeküste eingesetzt, wo ebenfalls Pflanzen wie Strandhafer die Sandberge vor dem Verfall bewahren.
Bei jeder Schicht Sand, die vom Wind auf dieses Innerste der Riesendünen aufgetragen wurde, wiederholte sich der Vorgang, bis im Laufe der Jahrmillionen die Megadünen in der Badain Jaran Shamo die heutige Größe erreicht hatten.
Doch noch viel überraschender als die Sandwunder sind in der Badain Jaran Shamo die mehr als hundert Seen, die sich zwischen den Bergen aus Sand verstecken. Im Rahmen von mehreren Expeditionen zwischen 1988 und 1995 haben deutsche und chinesische Forscher versucht, den Geheimnissen dieser blauen Sprenkel im Wüstensand auf die Spur zu kommen.
Wie die Wissenschaftler um Professor Dieter Jäkel und Jürgen Hofmann herausgefunden haben, sind die „Wunderseen“ Überbleibsel viel größerer Wasserflächen, die hier in der Vorzeit zu finden waren. Bis jedoch alle Rätsel um die Seen der Badain Jaran Shamo, die vom Salzgehalt her zwischen Süß- und extremen Salzwasser pendeln, gelöst sind, wird es wohl noch eine Weile dauern. Vor allem hinsichtlich der hydrologischen Verhältnisse in der Region und speziell der Herkunft des Grundwassers sehen die Wissenschaftler noch erheblichen Forschungsbedarf.
Stand: 28.10.2003