Was aber, wenn alle Argumente für Aktionen sprechen, aber trotzdem nichts passiert? „Selbst wenn Maßnahmen zur Reduktion der Emissionen kosteneffektiv sind, kann es Barrieren geben, die ein Handeln verhindern. Diese umfassen Mangel an verlässlicher Information, Transaktionskosten sowie individuelle und institutionelle Trägheit“, konstatiert der Stern-Bericht. „Der Einfluss dieser Barrieren wird am deutlichsten in der derzeitigen Unfähigkeit sichtbar, das Potenzial für kosteneffektive Energieeffizienz umzusetzen.“
Genau an diesem Punkt sieht Stern den dritten Handlungsansatz der Klimapolitik. Richtlinien seitens der Regierungen, wie beispielsweise Minimalstandards für Gebäude oder Elektrogeräte haben in einigen Ländern, bereits erste Wirksamkeit gezeigt. Sie bieten Industrie und Handel mehr Klarheit und Sicherheit auch für längerfristige Investitionen. Erste unmittelbare Schritte gegen mangelnde Information sieht Stern beispielsweise in der Kennzeichnung von Geräten und dem Austausch über „best practice“-Techniken. Kunden können so zum Beispiel direkt sehen, ob ihr neuer Kühlschrank oder ihr Auto energieeffizient sind oder eher nicht.
Eie wichtige Rolle spielt auch die Bildung, sowohl in den Industrie- als auch in den Entwicklungsländern. Die Realität des Klimawandels – bei einigen hartgesottenen „Klimaskeptikern“ noch immer nicht ganz ankommen – muss, so postuliert es auch Stern, endlich in den Köpfen verankert sein. Nur wer um die Bedrohung weiß, ist auch bereit, entsprechend zu handeln. Aufklärungsarbeit, unter anderem an Schulen, aber auch für die breite Öffentlichkeit tut Not – auch gerade in den Ländern, die im Klimaschutz bisher nicht gerade durch vorbildhaftes Verhalten glänzten.
Klimaschutz: Guter Ruf als „Köder“
Einen interessanten Ansatz in diesem Zusammenhang verfolgten Wissenschaftler des Max-Planck-Instituts für Meteorologie: Sie wollten wissen, wie man Menschen davon überzeugen kann, Geld für den Kampf gegen die globale Erwärmung und ihre Folgen zu spenden. In einem Spielexperiment sollten die Versuchspersonen entscheiden, ob sie Geld für eine Zeitungsanzeige des Institutes spenden wollten, in welcher die Öffentlichkeit über die Folgen klimaschädlichen Verhaltens und einfache Regeln zum Klimaerhalt aufgeklärt wurden. Das Ergebnis: Die größte Bereitschaft zeigten Mitspieler, die öffentlich in den Klimapool einzahlen konnten. Nach dem Motto: „Tue Gutes, wenn andere das auch sehen können“ könnte dies einer Grundeinstellung des Menschen entsprechen.
Ein Fazit für Klimapolitik könnte daher lauten: Firmenschefs, Manager oder „Normalbürger“ engagieren sich offenbar vor allem dann für den Klimaschutz, wenn sie über das Thema gut informiert sind und ihre gute Tat – beispielsweise eine größere Investition – bekannt gemacht wird. Ob diese Erkenntnis allerdings auch die Unterhändler in Nairobi beflügelt, bleibt abzuwarten…
Stand: 10.11.2006