Für Hollywood scheint es klar: Außerirdische Wesen ähneln entweder übergroßen Insekten oder Reptilien oder sie sind zweibeinige Humanoide, die hier und da ein paar Anhänge, Runzeln oder Wülste tragen. Aber wie wahrscheinlich ist es, dass Aliens uns tatsächlich in gewissem Maße ähnlich sehen?
Über diese Frage streiten sich Planetenforscher, Biologen und Paläontologen nach wie vor: Einige, wie der Paläontologe Simon Conway von der University of Cambridge halten zweibeinige, primatenähnliche Aliens sogar für sehr wahrscheinlich – zumindest, wenn sie auf einem der Erde halbwegs ähnlichen Planeten leben. Sein Argument: Weil die Umwelt die Evolution prägt und weil sich hier bei uns zweibeinige Primaten als die dominante, intelligente Art durchgesetzt haben, könnte dies auch woanders so sein.
Konvergente Evolution auf Exoplaneten?
In der Biologie gibt es unzählige Beispiele für solche unabhängig voneinander entstandenen Parallelentwicklungen: Wer sich schnell durchs Wasser bewegen will, entwickelt einen stromlinienförmigen Körper und Flossen. Haie und Delfine sehen sich daher ziemlich ähnlich, obwohl das eine ein Fisch und das andere ein Säugetier ist.
{2r}
Ähnliches gilt auch für die grundlegenden Baupläne von Landtieren: „Einiges hat sich auf der Erde viele Male entwickelt, wie Herzen, Augen oder segmentierte Gliedmaßen“, erklärt der britische Reproduktions-Biologe Jack Cohen. So ist es naheliegend, dass Wesen auf einer beleuchteten Welt Augen entwickelt haben, um sich optisch zu orientieren. Vor allem räuberische, ihre Beute jagende Organismen hätten dann vermutlich mindestens zwei davon, die so angeordnet wären, dass sie räumliches Sehen erlauben.
Warum zu viele Beine ungünstig sind
Um sich an Land fortzubewegen, sind Beine oder Ähnliches nicht unpraktisch. Weil die Natur mit aber solchen teuren Körperanhängen sparsam umgeht, haben die meisten Organismen mit einem Innenskelett nur vier davon. Das reicht zum Laufen, fliegen und in unserem Falle sogar, um zwei davon als Multifunktions-Werkzeuge einzusetzen. Insekten und andere Gliederfüßer benötigen ein paar mehr, um ihren sperrigen Außenpanzer zu tragen und im Gleichgewicht zu halten. Aber zu viele solcher Anhänge oder Organe sind kontraproduktiv: Sie kosten mehr Energie, sind anfällig für Verletzungen.
Aliens hätten daher wahrscheinlich nur dann zusätzliche Augen oder Gliedmaßen, wenn es ihnen in ihrer Umwelt handfeste Vorteile bringen würde. Weil das Leben auf einem fernen Erdzwilling ähnlichen physikalischen, chemischen und ökologischen Bedingungen ausgesetzt ist, wäre dies nach Ansicht einiger Astrobiologen unwahrscheinlich. Sie vermuten, dass sich das Leben auf einem erdähnlichen Planeten auch erdähnlich entwickeln würde. Die Hollywood-Aliens der humanoiden oder insektoiden Varianten wären demnach möglicherweise gar nicht so unrealistisch.
Aber was, wenn die Heimat der Außerirdischen völlig anders ist als die Erde?
Nadja Podbregar
Stand: 01.08.2014