Neben der Aschewolke kann der Ausbruch eines Gletschervulkans weitere Auswirkungen haben, die dann vor allem die Isländer zu spüren bekommen. Welche Folgen dies sind, zeigt ein Blick zurück ins Jahr 1996:
Im Sommer 1996 schien das Bárðarbunga -Grimsvötn-System extrem ruhig – vielleicht zu still. Immerhin lag der große Ausbruch im Jahr 1938 bereits mehr als 60 Jahre zurück und das Vulkansystem schien zu schlafen. Nur ab und zu produzierte es leichte Erdstöße, so, als wolle es sich wieder in Erinnerung rufen. Doch im Herbst 1996 ist dann die Ruhepause plötzlich zu Ende – der Vulkan erwacht.
Erste Warnzeichen
Am 29. September 1996 entdecken die Seismologen des Meteorologischen Instituts in Reykjavik die ersten Anzeichen für eine bevorstehende Veränderung: Statt der typischen kurzen Erdstöße ohne weitere Folgen, gehen nun von der Vulkanregion um Bárðarbunga und Grimsvötn besonders starke, von Nachbeben gefolgte Beben aus. Als die seismischen Messgeräte in der Nähe der Vulkane immer mehr Beben registrieren, alarmieren die Seismologen die zuständigen Katastrophenschutzbehörden. Ihr Rat: sich auf einen möglicherweise bevorstehenden Ausbruch vorzubereiten.
Während der Nacht beginnt ein kontinuierliches, hochfrequentes Zittern, die anhaltenden Beben zu begleiten. Für die Seismologen Grund zur Sorge, denn dieser charakteristische Tremor war auch schon kurz vor anderen Ausbrüchen in der Region beobachtet worden. Sie empfehlen, vorsorglich die Öffentlichkeit zu informieren. Die Epizentren der Erdstöße verlagern sich währenddessen langsam entlang eines unterirdischen Magmakanals vom Bárðarbunga zum Grimsvötn-Vulkan. Um 19.00 Uhr am Abend des gleichen Tages verbreitet das isländische Radio die Warnmeldung.
Eruption unter dem Eis
Keine drei Stunden später zeigen die Seismographen im Meteorologischen Institut einen plötzlichen Abfall der Erdbebenaktivität am Grimsvötn, gefolgt von einem für Eruptionen typischen Zittern – der Grimsvötn ist ausgebrochen. Noch ist allerdings von den dramatischen Ereignissen nicht viel zu sehen – der 450 Meter dicke Eispanzer des Gletschers überdeckt alles. Doch in der Tiefe brodelt es: Vulkanische Gase und das mehr als 1.000 Grad heiße Magma quellen aus ihrem unterirdischen Reservoir und beginnen, sich einen Weg durch die Eisdecke zu schmelzen.
Am Morgen des ersten Oktober sind vom Flugzeug aus bereits zwei immer tiefer werdende, ein bis zwei Kilometer breite Senken in der Gletscheroberfläche zu erkennen. Im Untergrund bahnen sich die Schmelzwassermassen einen Weg unter dem Eis hindurch und strömen in einen subglazialen See. In den ersten 24 Stunden wächst seine Wassermenge um 5.000 Kubikmeter pro Sekunde an. Nur von einer Eisbarriere zurückgehalten, beginnt der Wasserspiegel des Sees langsam zu steigen.
Kurzer Ausbruch, dann Ruhe – scheinbar…
An der Oberfläche hat sich unterdessen die Eruption endlich ihren Weg durch das Eis gebahnt. Eine mehr als 4.000 Meter hohe Aschensäule steigt in den Himmel. Im Laufe der nächsten zwölf Tage bedeckt die Eruption die Hälfte des gesamten Gletschers mit einer dünnen Aschenschicht. Dann hört der Vulkan auf, Lava zu speien.
Der Ausbruch ist vorüber – aber nur scheinbar. Denn noch während an der Gletscheroberfläche des Vatnajökull alles wieder zur Normalität zurückkehrt, bahnt sich im Untergrund, durch die Eisdecke vor den Augen der Beobachter verborgen, bereits eine Katastrophe an.
Nadja Podbregar
Stand: 04.09.2014