Bangladesch gilt als Paradebeispiel für einen der großen Verlierer des Klimawandels. Als armes Land mit hoher Bevölkerungsdichte und ungünstigen geographischen Voraussetzungen hast es kaum Chancen, sich an die wechselnden Bedingungen anzupassen. 80 Prozent der rund 140 Millionen Einwohner Bangladeschs leben unterhalb der Armutsgrenze. Ein Großteil von ihnen drängt sich auf den flachen, fruchtbaren Ebenen der Ganges-Brahmaputra-Meghna-Mündung, einem der größten Flussdeltas der Erde zusammen. Diese überschwemmungsgefährdeten Flussebenen machen 65 Prozent der Landfläche aus, durch sie strömt mehr Wasser als durch alle Flüsse Europas zusammen.
Wasser vom Himalaya…
Gefahr droht den Bewohnern des Landes gleich in mehrfacher Hinsicht: Zum einen verlieren schon jetzt fast in jedem Jahr Menschen durch die über ihre Ufer tretenden Flüsse und Flussarme ihre Ernten und im Extremfall auch ihre Heimat. Allein im Jahr 2004 mussten 30 Millionen Menschen zeitweise vor dem Wasser fliehen und durch Hilfslieferungen versorgt werden. Ein Teil von ihnen verlor dauerhaft die Existenz. Prognosen des IPCC und anderer Klimastudien gehen davon aus, dass sich die Hochwasserhäufigkeit in diesem Gebiet zukünftig noch erhöhen wird. Denn die Gletscherschmelze im Himalaya und eine bis 2030 um rund 15 Prozent ansteigende Niederschlagsmenge lassen die Pegel der Flüsse steigen.
…und vom Meer
Doch auch vom Meer her dringt das Wasser immer weiter ins Land vor. Ein Großteil der Landesfläche liegt nur knapp oberhalb des Meeresspiegels – heute. Steigt er jedoch um 95 Zentimeter, wie nach den Prognosen für 2100 im Extremfall durchaus möglich, dann könnte rund 18 Prozent der Landesfläche vom Meer verschlungen werden. Mehr als 38 Millionen Menschen wären dann heimatlos, wie eine Studie der Weltbank ermittelte.
Und als wäre das nicht genug, wird Bangladesch auch noch regelmäßig von tropischen Wirbelstürmen heimgesucht. Sie können wegen der flachen Küsten weit ins Land hinein rasen und richten regelmäßig schwere Verwüstungen an. Erst im November 2007 forderte Zyklon „Sidr“ mehrere tausend Todesopfer und trieb hundertausende Menschen in die Flucht.
Wo kein Wasser da Dürre
Und noch eine vierte Klimafolge bedroht Bangladesch. Sie könnte vor allem dort zuschlagen, wo die Menschen vor den drei anderen relativ sicher sind: Prognosen gehen davon aus, dass das Klima im Nordwesten des Landes zukünftig deutlich trockener sein wird. Einbußen in der Landwirtschaft und Wassermangel wären die Folge.
Ausgehend von diesen Bedrohungsszenarien prognostizieren Forscher, dass im Jahr 2050 möglicherweise 26 Millionen Menschen aus dem gebeutelten Land fliehen und Asyl in sicheren und wohlhabenderen Ländern suchen werden.
Stand: 24.10.2008