Die Kirschbäume blühen in Japan heute vier bis fünf Tage früher als noch vor 50 Jahren. Dieses Phänomen gehört allerdings zu den harmloseren Anzeichen des Klimawandels. Andere Folgen der globalen Erwärmung treffen das Land der aufgehenden Sonne weit härter, das zeigte eine Studie, die die Umweltorganisation WWF im Juli 2008 vorstellte. So stieg die Durchschnittstemperatur in Japan im vergangenen Jahrhundert um ein Grad und liegt damit über dem weltweiten Durchschnitt. In der Folge haben Stürme und Dürren zugenommen. Es regnet inzwischen seltener, aber dafür umso heftiger.
Küsten in Gefahr
Fast die Hälfte der Bevölkerung Japans lebt in den stark industrialisierten Küstenregionen. Doch genau diese sind besonders stark bedroht: Steigt das Wasser nur um einen Meter, so werden 90 Prozent der Sandstrände Opfer der Fluten. „Dieses Szenario ist keineswegs nur Zukunftsmusik“, so Naoyuki Yamagishi, Leiter des Klimabereichs beim WWF Japan. Immerhin werde seit 1993 ein jährlicher Anstieg des Meeresspiegels um fünf Millimeter beobachtet. Ein Trend, der sich in den vergangenen Jahren eher beschleunigt habe. „Die beobachteten Phänomene sind nur ein erster Vorgeschmack, was das Land erwartetet, wenn es nicht gelingt, den Klimawandel konsequent zu bekämpfen“, so Yamagishi.
Noch reicht das Geld
Im Gegensatz zu Entwicklungsländern wie Bangladesch hat Japan die finanziellen Mittel, um sich technisch und wirtschaftlich an die kommenden Änderungen anzupassen. Wird allerdings nicht gegen die fortschreitende Erwärmung getan, könnte es ziemlich teuer werden: Umgerechnet 115 Milliarden US-Dollar würde es nach Schätzungen von Forschern kosten, die Infrastruktur des Landes gegen einen Meeresspiegelanstieg von einem Meter zu schützen. Geschieht dies nicht, wären 46 Prozent der Bevölkerung und 47 Prozent von Japans industrieller Produktion in Gefahr.
Stand: 24.10.2008