Mit dem Klimawandel zu kämpfen haben nicht nur die Tiere der Arktis. Probleme gibt es auch bei uns – zum Beispiel in der Vogelwelt. Allein in Europa könnten 38 Prozent aller Vogelarten aussterben, wenn die Temperatur um mehr als zwei Grad gegenüber vorindustriellen Werten ansteigt. Das ergab eine während der Weltklimakonferenz im Dezember 2006 vorgestellte Studie im Auftrag der Umweltorganisation WWF. Ein Forscherteam hatte dafür mehr als 200 wissenschaftliche Veröffentlichungen zum Thema Vogelwelt und Klimawandel ausgewertet.
Schwere Zeiten für Schneekranich und Trottellumme
Als besonders gefährdet stuften die Wissenschaftler Arten ein, die im Gebirge, an Küsten, auf Inseln oder in der Arktis leben. Denn ihr Lebensraum verändert sich am schnellsten und stärksten. Der Schneekranich beispielsweise brütet in der arktischen, baumlosen Tundra. Weil sich hier zukünftig wegen der immer milder werdenden Temperaturen Wald ausbreitet, wird sein Lebensraum um bis zu 70 Prozent schrumpfen.
Ein weiteres Beispiel ist die Trottellumme, ein Meeresvogel, der in der gesamten Nordseeregion vorkommt. Er brütet an steilen Felsen und ist ein ausgezeichneter Taucher. Aber schon in den letzten Jahren hat sich die Anzahl der erfolgreich aufgezogenen Jungen deutlich reduziert. Nach Ansicht der Forscher vor allem deshalb, weil die Bestände ihrer wichtigsten Beutetiere, kleine Fische und Sandaale, dramatisch zurückgegangen sind – aufgrund gestiegener Wassertemperaturen.
Trauerschnäpper kommt zu spät
Aber die Vögel müssen nicht nur mit den Veränderungen ihrer Lebensräume und Brutgebiete klarkommen, auch die Verschiebungen der Jahreszeiten machen ihnen zu schaffen. Viele Zugvögel verpassen durch die veränderten Temperaturen den richtigen Zeitpunkt für den Abflug oder geraten aus ihrem natürlichen Jahreszeiten-Rhythmus.
Auch der in Deutschland vorkommende Trauerschnäpper zählt zu den Leidtragenden. Diese Art überwintert im zentralen Afrika und kehrt normalerweise im frühen Frühjahr wieder nach Europa zurück. Ihre Ankunft fällt normalerweise genau mit dem Frühlings-Höhepunkt der Insektendichte zusammen, so dass die Vögel für die Aufzucht ihrer Jungen genügend Nahrung finden.
Doch in den letzen Jahren kommen viele Trauerschnäpper für die Insektenschwemme zu spät, weil der Frühling hier in Mitteleuropa wegen des Klimawandels früher beginnt als zuvor üblich. Ihnen und ihrer Brut fehlt dann die Nahrung. Als Folge sind einige Populationen in Europa bereits um 90 Prozent zurück gegangen, wie Wissenschaftler berichten.
Nadja Podbregar
Stand: 14.11.2008